Muller gegen Lofalk in der nächsten Runde

In der Weihnachtszeit gehen weltweit die Uhren langsamer – auch das Wirtschaftsleben in Schweden verlief recht ruhig. Doch mit Beginn des neuen Jahres geht es auch mit den Wirtschaftsnachrichten rund um Saab weiter. Es gibt zwar keine Neuigkeiten rüber NEVS und deren Planungen mit der Marke Saab. Ein Thema in der Presse ist jedoch weiterhin das hohe Gehalt, das Rechtsanwalt Guy Lofalk im Herbst 2011 als Saab-Administrator erhalten hat.

Victor Muller als Vorstandschef der ehemaligen Saab-Mutter Spyker hatte auch in Vertretung der Saab Automobile AB und von Saab Tools in Zusammenarbeit mit den Saab-Insolvenzverwaltern bereits im März 2012 die gerichtliche Überprüfung der Höhe der Zahlungen an Guy Lofalk beantragt (vgl. Bericht hier).

Das Amtsgericht Vänersborg hatte im April 2012 entschieden, dass die Gebühren, die Lofalk von Saab erhalten hat, nicht überprüft werden. Auch vor dem Berufungsgericht waren die Anwälte von Victor Muller und den Saab-Insolvenzverwaltern nicht erfolgreich. Begründet wurde die Ablehnung durch die Gerichte jedesmal damit, dass die Saab Automobile AB in Insolvenz gegangen sei und damit nicht antragsberechtigt sei. Damit folgten die Gerichte der Rechtsansicht von Guy Lofalk, der vorgetragen hatte, dass formell seine Verträge mit der damaligen Saab-Mutter SWAN (Spyker) abgeschlossen worden seien.

Diese Rechtsansicht bestreiten Victor Muller und die Insolvenzverwalter, da nach ihrer Ansicht die Höhe der Zahlungen an Guy Lofalk durchaus Einfluss auf die Insolvenzmasse der Saab Automobile AB haben könne. Daher haben die Anwälte noch vor Weihnachten Rechtsmittel beim Obersten Gerichtshof (Högsta domstolen) in Stockholm eingelegt. Ich befürchte, dass auch dort kein anderes Ergebnis herauskommen wird. Guy Lofalk, der sicher für den Untergang von Saab mitverantwortlich ist, kann sich daher weiter an seinem fürstlichen Honorar erfreuen. Er ist neben der schwedischen Politik und der EIB einer der Gewinner der Saab-Insolvenz.

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4 Antworten zu Muller gegen Lofalk in der nächsten Runde

  1. Joachim Erkens schreibt:

    Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus….. es sei denn, man könnte als neuer Insolvenzverwalter selbst daraus Profit machen oder sich zumindest nach Aussen als integer darstellen.
    Welches Gerich hat Interesse, den eigenen Berufsstand an den Pranger zu stellen?
    Wenn man das Lofalk Entgelt mit dem Entgelt des zusätzlichen Verwalters zur Prüfung der Marken-und Namenrechte vergleicht, stellt sich da nicht heraus, wo die grundsätzlichen Interessen eines jeden Insolvenzverwalters liegen?
    Lofalk hat ein Teil der Saab Insolvenz zu verantworten. Statt Zahlungen zu erhalten, müsste er für sein Handeln verantwortlich gemacht werden.
    Sollte Lofalk rechtlich belangt werden, müsste man auch die Zahlung an die übrigen Verwalter rechtlich prüfen und angreifen.
    Das möchte, abgesehen von den „unbedeutenden Gläubigern“, doch ohnehin niemand.

    Das Insolvenzrecht gehört dringend überarbeitet. Aber die, die es tun könnten bzw. sollten, haben gar kein Interesse daran. Warum auch?

  2. Joachim schreibt:

    „Er ist neben der schwedischen Politik und der EIB einer der Gewinner der SAAB-Insolvenz.“

    Wieso ist die schwedische Politik Gewinner der SAAB-Insolvenz? Gut, die EIB hat Kohle vom schwedischen Staat bekommen (ist also wohl dadurch irgendwie Gewinner) – dafür hat sich der schwedische Staat dann SAAB-Parts einverleibt. Aber eigentlich dürfte man beim Staat (sprich Politik) nur von einem Verlierer sprechen: Kaputte Kleinbetriebe bei den Zulieferern, hohe Arbeitslosigkeit in der der ganzen Region, internationaler Image-Verlust für schwedische Politker – alles aufgrund der Tatsache, dass man von politischer Seite her SAAB im Regen stehen ließ und nicht wie die Politik in anderen Ländern in Sachen Autoindustrie helfend zur Stelle war!

    Ob sich SAAB-Parts langfristig rechnet, ist auch noch lange nicht klar – dies könnte höchstens der Fall sein, wenn NEVS doch noch etwas von einigermaßen Größe hinbekommt. Erst dann könnte man auch von einem Gewinn für die schwedische Politik bzw. den Staat sprechen, da voraussichtlich nur in diesem Falle wohl auch längerfristig die Kasse bei SAAB-Parts klingeln würde – Grundvoraussetzung wäre natürlich die weitere Zusammenarbeit zwischen NEVS und SAAB-Parts (von der man derzeit wohl ausgehen sollte).

    • tauentzien schreibt:

      Die schweddische Regierung (= Politik) hat in den letzten Jahren deutlich gegen Saab gearbeitet. Und sie haben damit Erfolg gehabt. Davon zu unterscheiden ist Schweden selbst (bzw. der schwedische Staat, die Volkswirtschaft, die Bevölkerung), die sind natürlich der Verlierer. Ich würde Politik nicht mit Staat gleichsetzen. Denn der Staat sind wir alle selbst und nicht die Politik, die Regierung oder die Politiker.

  3. Detlef Rudolf schreibt:

    Politik (Politiker) kann man nicht vom Staat trennen – sie sind mit der Führung des Staates betraut worden (Politik = Die Kunst der Staatsführung).

    Insoweit sind die derzeitigen Politiker in Schweden eindeutig Verlierer – sie haben mitgeholfen, SAAB-Automobile in der bisherigen Form absterben zu lassen und damit letztendlich dem Staat und hier insbesondere großen Teilen der Bevölkerung stark geschadet!

    Mag ja sein, dass diese Politiker aus uns unbegreiflichen Gründen ihrem eigenen Ego einen tollen Dienst erwiesen haben – als Gewinner sehe ich die Politiker jedoch nicht. Dafür ist die gesamte Handlungsweise zu „unterbelichtet“ bzw. zu undurchsichtig und letztendlich einfach nur fehlerhaft.

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