Rover 75 – Gemacht für die Ewigkeit?

Oft gibt es ja Diskussionen über die Zuverlässigkeit des Rover 75. Vom ungeliebten Stiefkind hat sich der 75 ja so langsam den Status eines Liebhaberautos und Klassikers erobert. Wenn man sich die Gebrauchtwagenbösern anschaut, dann ist auch der Gebrauchtwagenmarkt recht leergefegt.

Viele, die sich jetzt noch einen gebrauchten Rover 75 zulegen wollen, fragen sich ob sich das noch im Hinblick auf Alltagstauglichkeit und Langlebigkeit trotz der recht günstigen Gebrauchtwagenpreise lohnt. Hier sind in den verschiedenen Foren die Meinungen geteilt. Einige haben schlechte Erfahrungen mit dem Fahrzeug gemacht und verneinen eine Alltagstauglichkeit. Viele, darunter ich, haben gute Erfahrungen gemacht.

Ich fahre den Rover jetzt seit knapp 8 Jahren. Dabei bin ich mit dem 75 fast jeden Tag unterwegs. Nach 140.000 selbst gefahren Kilometern und 175.000 Kilometern insgesamt macht der Wagen überhaupt keinen klapprigen oder „heruntergerittenen“ Eindruck. Die Materialen machen immer noch einen erstklassiken Eindruck, keine Knistergeräusche, das Leder ist noch top! Qualitativ hat sich der Wagen hervorragend trotz des täglichen Alltags gehalten. Auch hat er uns niemals im Stich gelassen. Weder auf den häufig kurzen Strecken im Stadtverkehr noch auf langen Urlaubsreisen von der Toskana bis nach Schweden. Der Verbrauch (V6 mit Automatik) liegt im Schnitt bei 10,3 Liter, in der Stadt bei ca. 12 Litern, bei gemäßigten Autobahnfahrten und auf Landstraßen bei 8,5 bis 9,5 Liter.

In 8 Jahren hatte ich 4 außergewöhnliche Vorfälle, bei denen Teile kaputt gingen, die man nicht dem Verschleiss zurechnen kann; liegengeblieben bin ich jedoch nie! 2003 waren dies der Nockenwellensensor und der ABS-Sensor. Diese BMW-Teile (!) wurden im Rahmen der Garantie ausgetauscht und hätten mich ca. 200 Euro gekostet. Ende 2006 hatte das Thermostat einen Riss und wurde ausgetauscht. Da dafür leider recht viel ausgebaut werden muss um an das eigentlich günstige Teil heranzukommen, wurde dann vorsorglich gleich noch die Wasserpumpe und der Lüftermotor getauscht. Hat insgesamt 600 Euro gekostet. Letztes Jahr wurde dann noch ein Querlenker getauscht. Nach 170000 km kann man das aber auch unter Verschleiss laufen lassen. Zusätzlich muss man bedenken, dass in unserer Stadt die Straßenverhältnisse katastrophal sind, speziell in unserem Stadtviertel, so dass dies eine zusätzlich Ursache sein könnte. Dies hat nochmals ca. 400 Euro gekostet.

Wenn man dies im Schnitt zusammenrechnet (und die Garantie außer acht lässt), kommt man auf ca. 150 Euro an jährlichen Kosten. Daneben komme ich im Schnitt auf ca.  350 Euro jährliche Wartungskosten, wobei der Zahnriemenwechsel den Schnitt ziemlich nach oben treibt. Für ein Fahrzeug der gehobenen Mittelklasse finde ich die Kosten akzeptabel. Man muss ja auch bedenken, dass ich den Wagen gebraucht sehr günstig erworben habe.

Zu beachten sind aber auch folgende allgemeine Gesichtspunkte:

  • Der Rover 75 ist ein Fahrzeug der oberen Mittelklasse und wurde von Rover in der Zeit konstruiert, als man versuchte, die Marke hochwertiger zu positionieren. Gleichzeitig war durch BMW genug Geld in der Kasse, um hochwertige Konstruktionslösungen zu einzubauen. Dies bedeutet grundsätzlich aber, dass die Wartungkosten auch in Richtung von BMW, Audi und Mercedes gehen. Da darf man sich nicht von den günstigen Gebrauchtwagenpreisen täuschen lassen.
  • Grundsätzlich sind mit wenigen Ausnahmen alle Ersatzteile über X-Parts erhältlich. Ich selbst hatte nie Probleme mit der Ersatzteilbeschaffung. Der Ersatz-Querlenker war z.B. innerhalb eines Tages in der Werkstatt. Allerdings wird es natürlich zu einem Problem, wenn man gerade eines der nicht lieferbaren Teile benötigt. Dies hat bei einigen dazu geführt, dass der Wagen mehrere Wochen nicht fahrbereit war.
  • Wichtig ist auch eine Fachwerkstatt. Diese sind leider etwas rar gesät. Ich habe das Glück, innerhalb eines Umkreises von 80 km zwischen drei sehr guten Fachwerkstätten wählen zu können.
  • Einige Ketten behaupten zwar, dass sie auch alle Wartungsarbeiten durchführen könnten. Tatsächlich ist das aber nicht der Fall. Außer Ölwechsel geht dort gar nichts, da diese Ketten eigene Zulieferer haben, die offensichtlich nicht alle Teile liefern können, obwohl sie bei X-Parts erhältlich sind. Insbesondere ATU fällt unter diese Kategorie.
  • Die Motoren sind an sich recht gut. Die Benziner sind 4- oder 6-Zylinder-Motoren der Rover K-Serie. Vorsichtig sollte man bei den 4-Zylindern sein. Dank Einsparmaßnahmen seitens BMW ist die Zylinderkopfdichtung recht schwach und neigt zum Versagen. Beim sehr zuverlässigen V6 sollte man bedenken, dass alle 120.000 km der Zahnriemen gewechselt werden muss. Da dafür der halbe Motor ausgebaut werden muss, verursacht dies Kosten von ca. 1.000 Euro. Die Diesel sind BMW-Motoren.
  • Besonders empfehlenswert sind die Baujahre 1999 bis 2001 und ab 2004. Dazwischen gab es bei Rover leider ein Einsparprogramm (Project Drive), dass dazu führte, dass man z.B. die verwendeten Innenraummaterialien verbilligte. Darunter hat die Haptik des Plastiks gelitten. Auch wurde statt Echtholz nur noch Holzimitat verwendet. Ein Teil dieserEinsparungen hat man dann 2004 mit dem Facelift wieder rückgängig gemacht.
  • Eine Gebrauchtwagencheckliste gibts unter www.r75.info.
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15 Antworten zu Rover 75 – Gemacht für die Ewigkeit?

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  3. Rolf Rössig schreibt:

    Herzlichen Dank für diesen schönen Beitrag.

    Unser Rover 75 CDT Bj. 2000 erreicht in den nächsten Tagen die 400 000 km Marke. Das Fahrzeug ist unglaublich gut verarbeitet. Das Fahrzeug läuft noch mit der ersten Kupplung und sogar die Abgasanlage ist noch original.

    Das Auto war schon auf den abgelegensten Schotterstraßen Europas unterwegs und hat einen ganzen Hausbau hinter sich.

    Beste Grüße

    Rolf Rössig, München

  4. ertan schreibt:

    der rover 75 hat doch keinen zahnriemen. bist du sicher dass du einen 75er fährst ?

  5. tauentzien schreibt:

    Zur Klarstellung: In meinem Beitrag oben geht es um unseren Rover 75 V6 Benziner, dieser hat den Rover KV6 Motor mit Zahnriemen. Der 75 Diesel hat natürlich einen BMW-Diesel mit Steuerkette.

    • Franz Kollmann schreibt:

      Hi
      habe mir erst vor kurzen einen gebrauchten gekauft !
      Hast du mal Probleme mit der Elektonik gehabt ?
      Bei mir leuchtet die Traktion jetzt auf ! wurde dann von verkehrsclub gelöscht .
      Jetzt kommt es vor das er während der fahrt Motor Defekt zeigt und dann die Traktion leuchtet !
      Ich starte neu fährt auch ganz normal aber die Traktionsleuchte bleibt !
      Hast da welche Tipps !
      Lg Franz

  6. Jens Ahlbrecht schreibt:

    Ich fahre den Rover 75 Diesel mit Ledersitze (Bj 1999) seit 10 Jahre und will ihn weiter fahren bis es nicht mehr geht. Ich hoffe, dass die Fa. XPart und meine freie Rover-Werkstatt in Hergenrath bei Kelmis in Belgien mir weiter die Ersatzteile besorgen kann. Der Tachostand beträgt im Augenblick 275.000 km. Ich bin mit dem Rover 75 und der Werkstatt sehr zufrieden, der Wagen ist im guten Zustand.

    • Rolf Rössig schreibt:

      Der Rover 75 Diesel wird Ihnen noch lange Freude bereiten. Ich fahre selbst einen und habe jetzt über 505.000 km auf dem Tacho. Etwa bei 250.000 km sollte man einmal einen Blick auf die Kurbelgehäuseentlüftung werfen, man muss sie eigentlich nur reinigen. Wenn irgendwann doch einmal die Kupplung dran kommt, kann man bei dieser Gelegenheit die Lager der Querlenker tauschen, weil das in diesem Zusammenhang sehr einfach geht.

  7. Markus Bollig schreibt:

    Guten Tag,ich fahre jetzt seit einem halben Jahr einen 75 cdt. Ca20.000 km hinter mich gebracht. Habe ihn mit 124000 km gekauft. Bislang hatte ich keine Probleme. Die singende Windschutzscheibe wurde nach Steinschlagaustausch still. Bin sehr zufrieden und liebe ihn auf der Langstrecke! Jedesmal wenn ich irgendwo ankomme denke ich, Schade,schon da. Es klappert nichts und der Zustand ist bestens. Ich hoffe,ihn noch lange genießen zu können. Traurig,dass es keine neuen mehr gibt! So was wird leider nicht mehr gebaut.

  8. Erhard Marxl schreibt:

    Hallo,
    ich fahre einen Rover 75 1,8l 4Zyl Benziner Bj. 01 als Erstbesitzer.
    Jetzt, 16 Jahre später habe ich mal die Reparaturkosten zusammengezählt und komme auf ungefähr 2500.- Euro. Die größte Summe hat die Kupplung zubuche geschlagen, die ich in einer ehemaligen Rover Vertragswerkstatt ( Brocks – Krefeld ) habe reparieren lassen. Die hat mir sage und schreibe 1401.- Euro gekostet. Der zweite Kostenfaktor war der Schaden der Zylinderkopfdichtung bei 61570 km ,die mir eine freie Werkstatt für genau 1000.- Euro erledigt hat. Dabei wurde mir nach anraten des Mechanikers auch die Wasserpumpe und der Zahnriemen gleich mitgewechselt. Der Preis war alles inklusive…..
    Alles in einem ist das Auto seinem Neupreis von 40.661,00.- DM allemale Wert und bereue keine Sekunde seines besitzes. Das Fahrzeug steht die ganze Zeit seit dem Kauf auf der Straße und hat keinen Rost zu verzeichnen. Sogar die Auspuffanlage ist noch der originale. Der Lack in MUM-Silber sieht nach einer Politur wie neu aus und der Tüv ist immer verzückt nach einer Untersuchung vom Prüfer weil bis heute keine Beanstandung zu verzeichnen war…

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