Fortsetzung von Rover 800 (1986 bis 1999) Teil 1.
Die Verkaufszahlen des Rover 800 blieben Ende der 80er Jahre trotz der Einführung des Schräghecks und des überarbeiteten Honda V6-Motors weiterhin hinter den Erwartungen zurück. Daher dachte man Anfang 1989 über ein tiefgreifendes Facelift für den 800 nach. Das aerodynamische Design der 80er Jahre begann zu altern und traditionelle Werte wurden wieder wichtiger. Zunächst wollte man lediglich die Stoßstangen der US-Modelle übernehmen, doch dann sollte es eine tiefgreifendere Änderung werden. Zunächst gab es beim 800 Mk. 1 jedoch noch Modifikationen für das Baujahr 1990.
Ab 1990 war erstmals ein Dieselmotor im Rover 800 erhältlich. Von VM Motori wurde ein 2,5 Liter Diesel mt 118 PS zugekauft. Der Diesel war vor allem für den südeuropäischen Markt gedacht und war dort relativ erfolgreich.
Im Oktober 1991 kam dann das Facelift unter dem Entwicklungscode R17 auf den Markt. In der Zeit des beginnenden Retro-Designs wollte Rover Anfang der 90er wieder einen traditionellen Rover-Kühlergrill in den 800 integrieren.
Alle Karosserievarianten wurden auf das neue Design umgestellt. Auch das Interieur wurde auf „Britishness“ mit deutlich mehr Walnussholz als bisher getrimmt.
Motorenseitig gab es nur geringe Änderungen. Die M16-Serie wurde überarbeitet, um bei niedrigen Drehzahlen mehr Drehmoment zur Verfügung stellen zu können. Diese Überarbeitung erwies sich als erfolgreich. Daneben gab es einen neuen Motor: Den neuen Turbo-Motor der T-Serie. Die 200 PS Maschine löste die Vitesse-Versionen des Honda V6 ab und war in allen Karosserieformen erhältlich.
Gerade der neue klassische Kühlergrill machte aus dem alten Rover 800 Mk. 1 ein völlig anderes Fahrzeug mit viel stärkerer Präsenz. Der Rover 600 stand 1991 bereits in den Startlöchern und der klassische Kühlergrill war in den Kundenkliniken bei den potentiellen Kunden sehr gut angekommen. Daher wurde 1991 der Rover 800 Mk. 2 der erste Rover, der wieder den klassischen Kühlergrill erhielt. Um Kosten zu sparen, übernahm Rover vom alten 800 die Fahrzeugstruktur und die Türen. Geändert wurden lediglich der Front- und Heckbereich. Diese Änderungen erzielte jedoch eine tiefgreifende Änderung des Fahrzeugdesigns.
Bevor das Facelift unter dem Entwicklungscode R17 das Licht der Welt erblickte, musste Rover noch mit weiteren Baustellen fertig werden. In den USA nahmen die Probleme von Rover bzw. der Untermarke Sterling kein Ende. Da Rover immer noch nicht am Preiskrieg in den USA mitmachen wollte, blieben die Verkäufe gering. Statt der geplanten 30.000 Verkäufe jährlich in den USA schaffte man im Schnitt nur 10.000. Zusätzlich gab es noch Qualitätsprobleme, die den Ruf der Marke Sterling in den USA weiter beschädigte. Zwar hatte man den US-amerikanischen Händlern das Rover 800 Coupe als „Heilsbringer“ versprochen. Gleichzeitig verkündete man 1991 den US-Händlern die Nachricht, dass der neue MG-Roadster, der Mitte der 90er Jahre auf den Markt kommen sollte, ebenfalls den Weg in die USA finden würde. Trotz all dieser Versprechung beendete Rover kurz darauf das verlustreiche USA-Geschäft. Weder das Rover 800 Coupe, noch der MGF oder der 800-Nachfolger Rover 75 wurden jemals offiziell in den USA verkauft. Eigentlich schade, da gerade diese verbesserten Modelle von Rover in den USA sehr erfolgreich hätten werden können.
Das Ende des USA-Engagements bedeute auch den Verlust des Hauptmarkts für das Rover 800 Coupe. Das Coupe, dass lediglich in der Faceliftversion ab 1992 erhältlich erhältlich war, konnte damit nur in sehr geringen Stückzahlen in Europa und Asien verkauft werden.Wenig hilfreich war auch der hohe Preis von ca. 30.000 Pfund. Damit bewegte sich das 800 Coupe in der Preisregion des Mercedes 300CE und erreicht fast das Niveau des Jaguar XJ-S.
Im Anschluss an das Facelift zum R17 erholten sich die Verkaufszahlen des Rover 800 etwas, blieben aber insgesamt auf recht niedrigem Niveau. 1993 kam der neue Rover 600 auf den Markt. Dieser schloss die Lücke zum Rover 400 und war als modernes und sportliches Fahrzeug sofort sehr erfolgreich. Dieser Erfolg des 600 entzog dem Rover 800 wieder einige Kunden und drängte die Modellreihe in den Hintergrund.
In den folgenden Jahren gab es nur noch wenige Modifikationen am Rover 800. 1994 wurde wieder ein Vitesse Sport Modell lanciert. Rover nutze dafür die T-Serien-Version des 800 mit 200 PS und modifizierte das Fahrwerk in Richtung Sportlichkeit. Ebenfalls 1994 wurde die Rover Group von BMW übernommen. Dadurch wurde die Kooperation mit Honda beendet. BMW musste feststellen, dass Rover weiterhin recht teuer Teile von Honda bezog. Deshalb sollten der schon ältere Rover 800, aber auch der neue Rover 600 schnellstmöglich einen gemeinsamen Nachfolger erhalten.
Bis dieser neue Rover unter dem Entwicklungscode R30 auf den Markt kommen sollte, wollte BMW so viele Honda-Teile wie möglich loswerden. Am einfachsten ging dies bei den Motoren. Der Rover 800 besaß nur einen Honda-Motor, den 2,7 Liter V6 mit 169 PS. Bei Rover wurde Mitte der 90er Jahre ein eigener 2,5 Liter V6 auf Basis der K-Serie entwickelt. Dieser neue KV6-Motor wurde, obwohl noch nicht ganz fertig entwickelt, ab 1995 in recht geringen Stückzahlen in den Rover 800 eingebaut. Leider war der Motor im Gegensatz zum Nachfolger Rover 75 trotz der anfänglich handwerklichen Produktion nicht sonderlich zuverlässig.
Ansonsten änderte sich nicht mehr viel beim Rover 800. Der Wagen wurde unverändert bis zum Erscheinen seines Nachfolgers 1999 in recht geringen Stückzahlen weitergebaut.
War der Rover 800 ein Misserfolg? An sich nicht. Zwar erreichte der 800 auch aufgrund der Probleme in den USA nicht die geplanten Stückzahlen. Trotzdem konnte sich Rover auf die geringeren Stückzahlen einstellen und der Rover 800 war für den Konzern insgesamt kein Verlustgeschäft. Gebaut wurden von 1986 bis 1999 insgesamt 317.126 Fahrzeuge. Durchschnittlich wurden jährlich also ca. 24.000 Rover 800 hergestellt. Aufgrund der Kooperation mit Honda waren die Entwicklungskosten aber recht niedrig, so dass auch diese Stückzahlen zu einem Gesamtgewinn bei Rover führte. 1999 wurde der Rover 800 vom neuen Rover 75 abgelöst. Der 75 war in allen Belangen das bessere Fahrzeug und absolut konkurrenzfähig, allerdings stand der Start des 75 unter keinem guten Stern. Doch das ist eine andere Geschichte.
Danke für diesen sehr lesenswerten Artikel. Es hat sicher viel Arbeit gemacht die detaillierten Hintergrundinformationen zusammenzutragen.