Neues zu Saab – Insolvenzverwalter fordern 15 Mio. Euro Vorauszahlung

Wir wußten es schon immer: Bei einer Insolvenz verdienen nur die Insolvenzverwalter. Dies ist bei Saab auch nicht anders. Allerdings gibt es Insolvenzverwalter, die ihr Geld wert sind. Positives Beispiel ist Märklin. Dort konnte der Insolvenzverwalter Michael Pluta aus der verlustbringenden Modelleisenbahnschmiede wieder ein gewinnbringendes Unternehmen machen und die Marke und eine Vielzahl von Arbeitsplätzen retten. Bei Saab sieht die Sache leider nicht so positiv aus. Trotzdem müssen die Insolvenzverwalter bezahlt werden. Und das ist nach deren eigener Rechnung nicht ganz billig.

Insgesamt 15 Mio. Euro (129 Mio. SKr) verlangen die Insolvenzverwalter für ihre Arbeit. Dabei entfallen ca. 9 Mio. Euro auf Saab Automobile, kanpp 2 Mio. Euro auf Saab Tools und knapp 1 Mio. Euro auf Saab Powertrain. Begründet wird die hohe Forderung mit den ausßergewöhnlichen Anforderungen“, die sich den Insolvenzverwaltern gestellt haben. Pikant ist noch, dass der zusätzliche Insolvenzverwalter Kent Hägglund, der sich um die komplizierten Markenrechte kümmern sollte, nochmals mit knapp 3 Mio. Euro zu Buche schlägt. Welche komplizierten Prüfungen und Verhandlungen er vorgenommen hat, entzieht sich jedoch meiner Kenntnis. Beim Verkauf hieß es lediglich, dass die Markenrechte am Namen und am Logo nicht bei Saab liegen und diese der Käufer selbst verhandeln müsse. Für eine solche Aussage würde ich auch gerne mal 3 Mio. Euro kassieren.

Dies ist allerdings noch nicht die Endabrechnung der Insolvenzverwalter. Die ca. 15 Mio. Euro werden als Vorschuss für insgesamt 28.800 Stunden Tätigkeit bis zum 31. Oktober 2012 verlangt. Die Endabrechnung wird durch die Insolvenzverwalter erst nach Beendigung des Insolvenzverfahrens gestellt werden. Wir können davon ausgehen, dass die Rechnung dann nochmals deutlich höher ausfallen wird. Zustimmen muss jetzt das Insolvenzgericht in Vänersborg. Allerdings ist es äußerst unwahrscheinlich, dass das Gericht diese Forderung ablehnen wird.

Das Traurige daran ist, dass weder die meisten Saab-Mitarbeiter ihren Job behalten haben noch die Firma Saab gerettet werden konnte. Auch die Saab-Gläubiger werden leer ausgehen, denn die Bezahlung der Insolvenzverwalter ist vorrangig. Einziger Gewinner neben den Insolvenzverwaltern ist der schwedische Staat, der bisher verlustfrei aufgrund der Verstaatlichung von Saab Parts aus der ganzen Geschichte herausgekommen ist. Wenn man noch bedenkt, dass die Insolvenzverwalter mit NEVS einen – vorsichtig ausgedrückt – bisher nicht sonderlich aktiven Käufer für Saab ausgesuchten haben, dann ist die Leistung der Insolvenzverwalter insgesamt nicht sonderlich positiv zu bewerten.

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7 Antworten zu Neues zu Saab – Insolvenzverwalter fordern 15 Mio. Euro Vorauszahlung

  1. Marcus schreibt:

    frei nach asterix:

    die spinnen die schweden!

    es ist wie bei uns:

    eine kaste der selbstbediener verdient sich dumm und dusselig und die, die für alles aufkommen müssen und die folgen genau dieser selbsbediener zu tragen haben, sind die gelackmeierten.

    von der kausalität erinnert mich das frappierend an die bankenkrise:
    erst wird gezockt auf teufel komm raus, die gewinne werden abgeschöpft. dann hat man sich verzockt und wird vom steuerzahler gerettet – nur um dann das zocken wieder fortzusetzen und die, die einem gerettet haben, am ausgestreckten arm verhungern zu lassen.

    ich bin wohl zu alt für diese welt…

  2. URS schreibt:

    Für das viele Geld hätte ich alles gegeben um SAAB weiterzubringen und würde mich schämen, wenn ich dann einen solch schlechten Käufer wie NEVS präsentiert hätte.Würde und hätte bringt uns aber auch nicht weiter, aber es ist klar, die Insovenzverwalter haben schlechte Arbeit für SAAB, deren Mitarbeiter und Lieferanten geleistet.

  3. Herbert Hürsch schreibt:

    Man muss das mal einander direkt gegenüberstellen:

    „Im Februar 2011 schuldete Saab GM insgesamt 25 Mio. Euro.“
    und
    „Insolvenzverwalter fordern 15 Mio. Euro Vorauszahlung“

    Ins „richtige“ Verhältnis gesetzt wirken die Honorarforderungen der Insolvenzverwalter noch viel eindrucksvoller.

    Es gibt Jobs in good old europe, die mir in ihrem gesellschaftlichen Wert und ihrer Notwendigkeit partout nicht einleuchten wollen. Neben dem Insolvenzverwalter ist dies beispielsweise der Notar im Alltag ganz normaler Bürger. Ohne einen solchen kann ich problemlos eine 1 Millionen Euro Yacht erwerben, aber schon bei Immobilien (von anderen Lebensfragen und Verträgen mal ganz abgesehen) komme ich schon nicht mehr an ihm vorbei und muss horrende Gebühren quasi für dessen süßes Nichtstun zahlen. Warum und wozu ist das so?

  4. Joachim Erkens schreibt:

    Wenn man sich das Beispiel MG Rover anschaut und feststellt, dass das Insolvenzverfahren nach nun 8 Jahren „mühevoller Arbeit“ der Verwalter immer noch nicht abgeschlossen ist, dann muß man eigentlich nur schauen, was denn bei der Insolvenz von Saab noch für den Verwalter an Geld zu verdienen wäre. Daran könnte man mathematisch ermitteln, wieviel „enorme Arbeit“ der Verwalter noch zu leisten hat.
    Das Ganze ist modernes Raubrittertum. Die Verwalter fordr u kul Lieferanten und DIenstleister auf, während der Reorganisation erhaltene Zahlungen zurück zu zahlen. Man saugt Betriebe und Firmen auf legalem Weg aus, die dem angeschlagenen Unternehmen zur Seite standen und den Wiederaufbau mit unterstützten.
    Eine Sauerei und mit normalem Rechtsverständnis nicht nachvollziehbar. 3 Mio.€ für die Prüfung der Namensrechte – ein nicht nachvollziehbarer Unsinn. Kleine Firmen schauen in’s Leere und stehen dadurch am Rande des Ruins. Aber man muss es von der positiven Seite sehen.
    Das sind dann die zukünftigen „Kunden“ des Insolvenzverwalters. Damit sind zumindest dort Arbeitsplätze gesichert und neue Multimillionäre auf dem Rücken vieler Leidtragender geschaffen.
    Das Insolvenrecht und die damit verbundenen Selbstbedienungsmöglichkeiten gehören dringend überarbeitet. Nur wer von diesen Herrschaften ist daran wohl interessiert?

  5. Marcus schreibt:

    völlig richtig joachim!

    die krönung sind wirklich die kosten für die namensrechte -so wollte ich auch gerne schnell millionär werden und wäre dafür sogar ausnahmsweise bereit, ein halbes jahr zu arbeiten……

    • Sarg 9-5 II schreibt:

      “ (…) und wäre dafür sogar ausnahmsweise bereit, ein halbes jahr zu arbeiten……“

      Wozu das denn?
      So zu tun als ob oder einfach die Behauptung, man hätte gearbeitet, reichen doch.

  6. hkk9-3c schreibt:

    15.000.000,00 € für 28800 Stunden entspricht einem Stundenlohn von 520 €! In meinen Augen ist das einfach sittenwidrig!

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