Eigentlich wollte ich mich nicht mehr mit den jetzt bekannt gewordenen Schulden von Saab befassen. Für die Zukunft von Saab haben diese Finanzzahlen keine Relevanz mehr. Aber ein interessantes Detail ist mir erst jetzt aufgefallen. Im letzten Jahr gab es immer wieder kleinere Zahlungen der potentiellen chinesischen Investoren Pang Da und Youngman an Saab, um eine Insolvenz von Saab zu vermeiden. Erst als GM die Zustimmung verweigerte, wollten oder durften die chinesischen Firmen keine Zahlungen mehr an Saab leisten, was dann am 19. Dezember zum Insolvenzantrag führte. Dies war der bisherige Informationsstand. Dies mag auch für Pang Da zutreffen, aber für Youngman ergibt die Saab-Schuldenliste doch ein ganz anderes Bild.
Hier zunächst mal die einzelnen Saab-Gläubiger mit der jeweiligen Schuldenhöhe (in Euro) im Überblick:
- GM-Vorzugsaktien: 248 Mio.
- Sweden’s National Debt Office: 244 Mio.
- Saab Tools: 114 Mio.
- GMAC Financial Services AB: 101 Mio.
- GM-Firmen (z.B. Lizenzzahlungen): 92 Mio.
- Staatliche Lohngarantie: 60 Mio.
- Saab Parts: 58 Mio.
- Saab-Mitarbeiter: 53 Mio.
- Pang Da: 45 Mio.
- Steuern: 42 Mio.
- Saab Powertrain: 41 Mio.
- GM Powertrain-Germany: 37 Mio.
- Saab Great Britain: 23 Mio.
- Försäkringsbolaget PRI pensionsgaranti: 20 Mio.
- CN Zhejiang International Trade Co. Ltd: 15,5 Mio.
- Mega Earn International Limited: 8 Mio.
- DHL: 6 Mio.
- Zheijang Youngman Lotus Car Co. Ltd: 5,5 Mio.
- Saab Italy: 5 Mio.
- Saab Spain: 4 Mio.
- Dukelevel Holdings Ltd: 3,5 Mio.
- Swedish Automobile: 3 Mio.
- CN Jinhua Youngman companies: 1 Mio.
- Weitere Schulden: 260 Mio.
Bisher war ich aufgrund der vorhandenen Informationen der Meinung, dass Youngman im Verlauf des 2. Halbjahres 2011 insgesamt nach und nach ca. 70 Mio. Euro an Saab überwiesen habe. So war es auch immer von Youngman dargestellt bzw. angekündigt worden.
Jetzt zeigt sich aber, dass Youngman entgegen der eigenen Versprechungen nur 5,5 Mio. Euro an Saab überwiesen hat. Der Schuldenstand zeigt, dass Youngman offensichtlich die bestehenden Vereinbarungen mit Saab im Herbst 2011 nicht erfüllt hat. Ganz anders dagegen Pang Da. Pang Da hatte in zwei Tranchen Saab-Fahrzeuge geordert und auch im vereinbarungsgemäß Voraus bezahlt.
Ich hatte schon früher Zweifel an der Zuverlässigkeit von Youngman geäußert und sehe mich jetzt bestätigt. Das Auftreten von Youngman im Insolvenzverfahren hat mir von Anfang an nicht gefallen. Viel Presserummel, viele Ankündigungen, wenig Inhalt. Das scheint wohl der rote Faden von Youngman zu sein.
Zusätzlich zeigt dieser Sachverhalt nochmals das geschäftliche Unvermögen von Youngman im Herbst 2011. Man hätte damals eine funktionierende Firma Saab günstig erwerben können. Durch verschiedene Fehlentscheidungen muss man jetzt aber um die Reste von Saab kämpfen, dafür noch ein Vielfaches des ursprünglichen Kaufpreises bezahlen und deutlich mehr Gelder für den Wiederaufbau investieren. Entweder macht man es richtig, oder man lässt es sein. Ich befürchte, dass Youngman auch jetzt nicht gerade der ideale Partner für einen Neubeginn von Saab ist.
Wirklich super interessant ! Stichhaltige Infos toll zusammengetragen und komprimiert !
Hoffen wir es werden die Inder oder ein anderer Profi. Die haben mit der KPMG ein anerkanntes Wirschaftsberatungsunternehmen im Gepäck, das schafft Vertrauen und Respekt bezüglich der Ernsthaftigkeit !