Es gibt weitere kleiner Infos, wie es bei Saab weitergehen soll. Pang Da wird 40% der Saab-Anteile, Youngman 60% der Anteile übernehmen. Nochmals bestätigt wurde, dass man ca. 500 Mio. Euro investieren will und zur Ausweitung der Moddellpalette die Modelle 9-1, 9-6X und 9-7 plant.
Während der 9-1 für den europäischen Markt gedacht ist, sollen der 9-6X und der 9-7 vor allem auf dem chinesischen Markt punkten. Mit dieser neuen Konstellation dürfte es wohl auf der morgigen Gläubigerversammlung ebenfalls zu einem positiven Ergebnis, also der Fortsetzung der Rekonstruktion, kommen. Die Zulieferer können damit wohl sicher mit der Rückzahlung der ca. 150 Mio. Euro Schulden rechnen, was bei einer Beendigung der Rekonstruktion nicht der Fall wäre. Wahrscheinlich geht es ab morgen eher um die Aushandlung der Zahlungsmodalitäten und um die Wiederaufnahme der Produktion.
Des weiteren hat Saab am Freitag begonnen, die vollständigen Oktober-Löhne auszuzaheln. Spätestens am Montag werden die Gehälter dann bei den Saab-Mitarbeitern eingehen.
Fraglich ist ja weiterhin, wie sich GM gegenüber den potentiellen neuen Eigentümern von Saab verhalten wird. Nicht bekannt ist zunächst mal, inwiefern GM überhaupt ein Mitspracherecht hat. Gibt es ein absolutes Vetorecht oder kann GM nur einzelne Modalitäten abändern? Den bisherigen Andeutungen kann man entnehmen, dass GM ein gewichtiges Mitspracherecht hat. Wovon könnte eine Zustimmung oder eine Ablehnung des Saab-Verkaufs abhängen? Für GM gibt es aus meiner Sicht zwei bekannte Problemstellungen: Die Frage des Technologietransfers nach China und die Frage der GM-Wandelanleihe.
GM könnte aufgrund eines befürchteten Transfers von GM-Technologie nach China den Verkauf von Saab ablehnen. Angeblich soll GM 2009 die Beteiligung von BAIC bei der Saab-Übernahme durch Koenigsegg aus diesen Gründen abgelehnt haben. Aus meiner Sicht hat sich diese Problematik jedoch etwas entschärft.
Saab benutzt zur Zeit GM-Technik, die schon in verschiedensten Modellen eingesetzt wird. Diese Technologie ist zwar modern, aber man muss sich schon im Klaren darüber sein, dass natürlich bereits neuere Technik entwickelt wird. Bis also die jetzige GM-Technologie, die bei Saab benutzt wird, nach China transferiert werden würde, könnte bereits modernere Technologie im Einsatz sein. Durch diesen natürlichen „Alterungsprozess“ könnte GM die Technologieproblematik jetzt gelassener sehen als noch im Jahr 2009.
Daneben sollen die neuen Saab-Modelle 9-6X und 9-7, die in China gebaut werden könnten, auf der Saab-eigenen Phoenix-Plattform gebaut werden. Damit wäre gar keine GM-Technologie betroffen. Bisher ist aber auch noch geplant, eine gemeinsamte „Tochter-Marke“ für den chinesischen Markt aufzubauen, die auch Saab-Technologie nutzt. Inwiefern hier GM-Technologie zum Einsatz kommen könnte ist nicht bekannt. Ob und wieviel GM-Technologie nach China kommt ist also insgesamt nicht sicher.
Des weiteren stellt sich noch die Frage der Wandelanleihe. GM besitzt noch eine Wandelanleihe im festgeschriebenen Wert von 386 Mio. US-Dollar (ca. 248 Mio. Euro). Diese kann 2016 in Anteile an SWAN – nicht an Saab – umgewandelt werden. Als es noch um den Antonow-Einstieg ging, war GM bereit, diese Anteile für ca. 90 Mio. Euro zu verkaufen. Unklar ist, was bei einer 100%-Übernahme mit diesen GM-Anteilen passieren wird. GM wird wohl kein Interesse haben, 2016 Anteile an der leeren Hülle SWAN zu erhalten. Spannend wird sein, welche Summe GM von den finanzkräftigen neuen Eigentümern Pang Da und Youngman zur Ablösung der Anleihe verlangen wird.
Für eine Zustimmung von GM zum Saab-Verkauf spricht vor allem, dass GM dadurch mit Saab noch sehr viel Geld verdienen kann. Saab muss natürlich für die benutzten GM-Lizenzen pro produziertem Fahrzeug GM eine Lizenzgebühr überweisen. Daneben bezieht man ja viele Teile direkt von GM. Hier verdient GM natürlich auch noch etwas. Auch wenn Saab nicht die großen Stückzahlen abnimmt kann GM durch einen Fortbestand von Saab und der Wiederaufnahme der Produktion in Trollhättan bis zur Einführung neuer Saab-Modelle ohne GM-Technik noch sehr viel Geld verdienen. Warum sollte sich GM eine sichere Geldquelle entgehen lassen?
Meine Vermutung ist, dass sich die Zustimmung von GM an der Frage der Wandelanleihe entscheiden wird. Wenn hier eine gute Lösung aus Sicht von GM gefunden wird, dann kann man auch die anderen Fragen lösen.