50 Jahre MGB – Fortsetzung von Teil 1 und Teil 2. Im Verlauf der Jahre wurde der MGB fast jedes Jahr verändert und verbessert. Auch gab es mehrere leistungsgesteigerte Varianten. 1967 kam der MGC mit 3,0 Liter R6-Motor und 145 PS auf dem Markt. Der MGC sollte den zu diesem Zeitpunkt 15 Jahre alten Austin-Healey 3000 ersetzen. Dazu wurde von Austin der 3 Liter C-Serien-Motor, der auch in der neuen Austin 3-Litre Limousine eingebaut werden sollte, überarbeitet. Austin versprach MG, dass der Motor leichter und flacher werden würde.
Dies konnte jedoch nicht erreicht werden. Daher musste MG beim MGC die Vorderachse komplett überarbeiten und auch die Motorhaube musste geändert werden, um den hohen und schweren Motor aufzunehmen. Doch alle Veränderungen halfen nicht. Die Verkaufszahlen des MGC blieben hinter den Erwartungen zurück, obwohl sich der MGC mit ca. 10.000 Exemplaren in zwei Jahren nicht schlechter verkaufte als der Austin-Healey 3000. Der MGC wurde 1969 vom Markt genommen.
1973 wagte man einen zweiten Anlauf mit dem MGB GT V8. Der Wagen besaß den Rover V8-Motor mit 137 PS. Äußerlich konnte man den V8 nur am V8-Emblem und an den speziellen Alufelgen erkennen. Der Rover V8 war kaum schwerer als der R4-Motor des MGB und passte sehr gut in den Motorraum des MGB. Er bekam sehr gute Kritiken, wurde bis 1976 jedoch nur 2.591 Mal verkauft. Dies lag am hohen Preis und an der Beschränkung auf den englischen Markt. Die zwischenzeitliche Konzernmutter British Leyland hatte Angst, dass der V8 der bevorzugten Konzerntochter Triumph in die Quere kommen könnte. Doch es kam für MG noch schlimmer. Im Konzernwettbewerb um einen Nachfolger für den MGB und den Triumph TR6 unterlag man mit einem zukunftsweisenden und schicken Mittelmotorkonzept der Konzernschwester Triumph. Triumph baute ab 1975 den eher skuril designten und ungeliebten TR7, während MG dazu „verdammt“ war, den immer noch konkurrenzfähigen MGB weiterzubauen.
1974 erfolgte die tiefgreifendste Änderung. Das sogenannte „Gummiboot“ wurde eingeführt. Aufgrund der amerikanischen Sicherheitsbestimmungen musste MG mit sehr engem Budget den MGB umkonstruieren und vor allem die US-Aufprall- und Emissionsvorschriften einhalten. Ergebnis waren dicke Gummi-Stoßstangen vorne und hinten, die zum Spitznamen führten, und für die US-Modelle leistungsreduzierte Motoren. Am Schluss leisteten die US-Versionen nur noch ca. 69 PS. In Kalifornien fuhren sogar MGB mit Katalysator.
Trotz der langen Bauzeit und der Veränderungen ab Modelljahr 1975 blieben die Verkaufszahlen bis Ende der 70er Jahre recht stabil. 1980 wurde aufgrund von Rationalisierungen die traditionsreiche Fabrik von MG in Abingdon geschlossen. Dabei produzierte Abingdon die beste Qualität und hatte die wenigsten Streiktage zu vermelden. Aber MG spielte bei British Leyland keine Rolle mehr. MG war trotz eigener Gewinne in den Strudel des Niedergangs von British Leyland geraten. Damit endete die Produktion des MGB. Das letzte Modell lief in Abingdon im Oktober 1980 vom Band. Danach wurde die traditionsreiche Fabrik, in der MG seit Mitte der 20er Jahre produzierte, verkauft und später abgerissen.
Einen Rettungsversuch für den MGB gab es noch. Für eine kurze Zeit wollte Aston Martin die Marke MG übernehmen und einen modifizierten MGB weiterproduzieren. Dazu wären die Gummistoßstangen teilweise wieder durch einen klassischen Kühlergrill ersetzt worden. Auch wäre die kleine Roadster-Windschutzscheibe durch die größere GT-Scheibe ersetzt worden. Doch aus der Übernahme wurde nichts. British Leyland behielt MG und in den 80er Jahren wurden die sportlichen Varianten der Austin-Modelle Metro, Maestro und Montego als MG verkauft. Die Roadster-Freunde mussten bis 1992 warten, bis wieder einen MG-Roadster gab. 1992 wurde als Übergangsmodell zum völlig neuen MGF der MG RV8 präsentiert. Aber das ist eine andere Geschichte.
Insgesamt wurden von 1962 bis 1980 510.685 MGB produziert. Rund ein Viertel davon waren GTs. Damit war er für über 30 Jahre der meistproduzierte Roadster der Welt. Der MGB ist und bleibt der Inbegriff des klassischen englischen Roadsters. Er besitzt weiterhin eine große Fangemeinde. Die Ersatzteilversorgung ist so gut wie bei keinem anderen Oldtimer gesichert.Ich freue mich schon auf die nächsten 50 Jahre MGB!
Danke für die 3 sehr guten Artikel zu diesem Klassiker. Sehr interessant ist auch die Sache mit Aston Martin, von der ich bisher nichts wusste.
Für all jene die den Charm eines Oldtimers mit den Vorzügen eines modernen Wagens verbinden möchten, ist jetzt übrigens auch eine auf 50 Stück limitierte „Neuauflage“ des MGB GT erhältlich. Dabei wird ein alter MGB mit Teilen des MG RV8 und der Technik des MX5 komplett neu aufgebaut. Das gute Stück wiegt dann ca. 950 kg und leistet über 200 PS.
Übrigens feiert heuer noch ein anderer britischer Roadster-Klassiker seinen 50er. Der Erzfeind des MG Midget – der Triumph Spitfire.
Sehr interessante Informationen. Der MGB hat mir damals gut gefallen. Vielleicht nicht ganz so faszinierendes Design wie Triumph Spitfire oder noch mehr der TR 6. Aber das ist ja bekanntlich Geschmacksache. Schade, dass MG und Triumph heute nicht mehr sichtbar sind. Eine Frage habe ich noch an die MG Fachleute. Wie sah es objektiv mit der Zuverlässigkeit und der Verarbeitung vom MGB aus?
Die MG-Sportwagen wurden (wie auch ab 1957 alle Austin-Healeys) in der MG Fabrik in Abingdon hergestellt. Die Fabrik hatte in den 60er und 70er Jahren den Ruf, im BMC-Konzern (bzw. später bei British Leyland) die mit Abstand beste Qualität abzuliefern. Natürlich muss man das relativ sehen. Die Herstellungs- und Verarbeitungsqualität war für damalige Verhältnisse umd im Vergleich zu anderen ähnlichen Herstellern (z.B. Triumph oder Alfa) sicher besser. Die Technik war relativ einfach und wenig anfällig.
Als ehemaliger MGB-Fahrer (70er-Jahre-Modell) kann ich sagen, dass natürlich aufgrund von Verschleiß ein paar Sachen kaputt gehen oder anfällig sind. Liegengeblieben bin ich aber in meine 12 MGB-Jahren nie. Konstruktiv gibt es aus meiner Sicht kaum Schwächen. Rost ist bei guter Pflege und gutem Ausgangszustand auch kaum ein Thema, kann aber wie bei jedem alten Auto vorkommen. Allgemein sind für mich die englischen 50er und 60er Jahre Designs qualitativ deutlich besser und haltbarer als danach. Da sehe ich auch kaum einen Unterschied zu ähnlich alten deutschen Fabrikationen. Aufgrund dieser Erfahrungen gehe ich davon aus, dass die MGs auch als Neuwagen qualitativ ganz in Ordnung waren. Dauerhaft ca. 30.000 Stück pro Jahr verkaufen sich ja nicht über 18 Jahre, wenn die Autos einen schlechten Ruf haben.