Drei Anläufe benötigte SAIC 2005, 2006 und 2007, um die Reste der insolventen MG Rover Group zu übernehmen. Zwar hatte man sich 2004 in einem Kooperationsabkommen mit MG Rover die nicht exklusiven Rechte am Rover 25 und am Rover 75 gesichert. Mehr aber auch nicht. Bei Verkauf von MG Rover durch die Insolvenzverwalter hatte 2005 jedoch der chinesische Konkurrent NAC die Nase vorne. Auch der Kauf der Rechte am Namen Rover von BMW 2006 mißlang, da Land Rover ein Vorkaufsrecht hatte und dies zum Schutz der Marke Land Rover auch ausübte. SAIC gründete daher die Marke Roewe, um die modifizierten Rover-Modelle 350, 550 und 750 mit dem dadurch suggerierten britischen Flair verkaufen zu können.
Erst 2007 konnte SAIC erfolgreich den Konkurrenten NAC übernehmen und damit die Reste der MG Rover Group wieder vereinigen. Roewe beschränkt sich auf den chinesischen Markt, während die altbekannte und traditionsreiche Marke MG weltweit auftreten soll. Jetzt werden die alten exRover-Modelle bei Roewe und MG nach und nach durch neue Konstruktionen ersetzt. Eine weitere Neukonstruktion ist der neue Roewe 950 in der Luxusklasse.
Bisher war das größte Modell von Roewe der 750, der auf einer verlängerten Plattform des Rover 75 basierte und im Design ein lediglich modifizierter Rover 75 war. Der neue 950 baut jetzt auf einer GM-Epsilon II Plattform auf. Interessanterweise nutzt der 950 die verlängerte GM Epsilon II-Plattform, die auch vom Saab 9-5II und vom Buick La Crosse genutzt werden.
Es gab ja mal Gerüchte, dass der Saab 9-5II von GM weiterverwendet werden könnte. Auslöser war, dass es Ankündigungen über ein neues Modell auf GM Epsilon II-Plattform gab, das gleich groß wie der Saab 9-5II sein sollte. Dieses Gerücht können wir mit der Vorstellung des Roewe 950 wohl beerdigen, da wohl der 950 mit diesen Andeutungen gemeint war. Dies zeigen auch die Fahrzeugmaße: Der Roewe 950 ist 4,99 m lang, 1,85 m breit und 1,50 m hoch. Der Radstand beträgt 2,84 m.
Der Roewe 950 geht mit zwei Motoren an den Start. Einem 2,4-Liter-Vierzylinder-Benziner und einem 3,0-Liter-V6 mit Direkteinspritzung, die SAIC von GM beziehen wird. Leistungsdaten der chinesischen Versionen dieser Motoren sind noch nicht bekannt.
Im Innenraum ähnelt der Roewe 950 sehr stark dem Buick La Crosse. SAIC zielt mit dem 950 auf Führungskräfte und leitende Angestellte in großen staatlichen und privaten Unternehmen sowie auf wohlhabende private Käufer. Der neue Roewe 950 wird seine Weltpremiere im nächsten Monat auf der Beijing Auto Show 2012 feiern.
Für mich ist der Roewe 950 ein weiteres Beispiel, dass SAIC vielleicht den chinesischen Markt bedienen kann, aber im weltweiten Geschäft noch eine Menge zu lernen hat. Man hat schon die ehemaligen Rover-Modell recht gesichtslos umgestaltet und auch der neue 950 gehört eher einer belanglosen Fahrzeugart, die etwas mit „Bling-Bling“ aufgehübscht wurde. Britische Tradition kann ich nicht mehr erkennen. Das mag in China gut funktionieren, aber im Ausland fumtioniert sowas nicht. Auch bei MG stellt sich das gleiche Problem. Die Fahrzeuge sind für sich gesehen einigermaßen attraktiv, haben mit den traditionellen Werten der Marke MG aber kaum etwas zu tun. Daneben gab es in England als erstem westeuropäischen Markt von SAIC bei der Markteinführung des neuen Modells MG6 keine große Kampagne. Fehlende Markentradition, fehlende Werbekampagne und ein schwaches Händlernetz. Kein Wunder, dass die Neueinführung von MG in England kein Erfolg ist.
Es reicht eben nicht aus, auf irgendein Fahrzeug ein traditionsreiches Markenlogo zu kleben und zu hoffen, das Fahrzeug verkauft sich ohne weiteres. Eine Lektion, die auch ein Käufer von Saab beachten sollte!
Bleibt zu wuenschen dass in Europa bald mal mehr Geld in die Hand genommen wird, nur mit dem Name MG und aktuell einem Modell wird man wohl ein Mauerbluemchen bleiben. Bleibt nur zu hoffen, dass mit dem wohl zu erwartenden MG3 ein bischen Schwung in die Sache kommt.