Jan-Ake Jonsson war sicher einer „der“ Saab-Chefs. Jonsson leitete Saab von 2005 bis zum Jahr 2011. Jonsson führte Saab durch die stürmische See und konnte 2009/2010 zusammen mit Victor Muller die Schließung von Saab durch GM verhindern. Nicht verhindern konnte er aber den Produktionsstopp bei Saab im Frühjahr 2011 und die Insolvenz von Saab im Dezember 2011. Zum heutigen Jahrestag hat sich Jonsson zur seinen Jahren als Vorstandschef bei Saab, zu GM, Spyker und Victor Muller in einem Interview mit der schwedischen Zeitung TTela geäußert.
Tragisch ist, dass Jan Ake Jonsson
den Niedergang von Saab unter GM nicht aufhalten konnte. Trotzdem war er in den letzten Jahren sicher ein Symbol für die guten alten Saab-Werte. Sein ruhige aber sehr fokusierte Art machten ihn auch zu einem Gegenpol zum quirligen und äußerlich aktiveren Victor Muller. Eigentlich wären beide ein ideales Team gewesen, das sich gegenseitig ergänzt. Im April 2011 schied Jonsson jedoch aus der aktiven Führung von Saab aus. Dies war bereits die Zeit des Produktionsstopps. Einige glauben daher, dass Jonsson versuchte, rechtzeitig das sinkende Schiff zu verlassen. Andere gehen von einem Streit und von Meinungsverschiedenheiten zwischen Jonsson und Muller aus.
Doch dies dementiert Jonsson. Mit Victor Muller habe er ein gutes Verhältnis gehabt. Man sei sich nicht immer einig gewesen, aber man habe gut miteinander diskutiert. Viele wollten ihn im Frühjahr 2011 zum Bleiben überreden. „Und ich war standhaft. Ich wollte mehr Zeit mit meiner Familie verbringen, mit meinen Kindern und Enkeln, und sagte nein zu allem“. Jonsson hat viel Herzblut und Arbeit in Saab gesteckt. Irgendwann war der Akku leer und die Krisenjahre ab 2008 hatten Spuren bei ihm hinterlassen.
Die Krise 2008 habe alle überrascht, so Jonsson. Und alle bei Saab hatten nicht damit gerechnet, dass GM so hart gegen Saab vorgehen würde. Alle Entscheidungen seien dann in Detroit getroffen worden. Ein Problem sei laut Jonsson gewesen, dass Saab GM nicht entkommen konnte. „Aber das größte Problem, das wir erleiden mußten, war der Mangel an neuen Produkten, an neuen Autos. Im Jahr 2006 hatten wir den besten Umsatz. Damals war der 9-5I neun Jahre alt. Wir hatten einen phänomenalen Erfolg mit ihm…“
Im Jahr zuvor hatte GM erkannt, dass Saab seine Produktpalette erweitern muss. Saab strebte eine langfristige Entwicklung an. Damit war klar, dass man nicht kurzfristig in die Gewinnzone kommen würde. Aber mit der Krise ging GM das Geld aus. „Es wurde immer schwieriger sich zu erholen“.
Jonsson berichtet auch über die Zeit vor und nach der Übernahme durch Spyker. Dies sei eine unglaublich komplizierte Geschichte gewesen. Interessant ist dabei seine folgende (zurückhaltende) Aussage: „Es war eine unglaublich komplizierte Geschichte mit der Regierung, der EIB, einem Besitzer, einer Anzahl von Käufern. Ich habe noch nie so viel mit Anwälten und Unternehmensberatern zu tun gehabt wie damals. Daneben gab es die Berichterstattung in den Medien. Ich lernte eine Menge in Gesprächen mit Politikern und diskutierte hart in der Sache für Saab. Aber es war klar, dass unterschiedliche Ziele vorlagen. Dies muss man respektieren. Aber es machte es schwierig für Saab“.
Im Jahr 2008 versprach die schwedische Regierung ein Hilfspaket in Höhe von ca. 3 Mrd. Euro für die Autoindustrie. Saab erhielt Geld von der Regierung, aber nicht sehr viel und viel zu spät. „Für Saab sei GM in der Verantwortung, und GM würde das Problem lösen. So teilte es uns die schwedische Regierung mit, während zur gleichen Zeit die französische Regierung ihre Automobilindustrie unterstütze. Ebenso die deutsche und die amerikanische“.
Jan Ake Jonsson hinterlässt einen sympathischen, aber auch nachdenklichen Eindruck. Jonsson ist mit seiner Mission, Saab zu retten, leider gescheitert. Dies macht ihn aus meiner Sicht aber nicht zu einem schlechten Manager. Sicherlich hat auch Jonsson Fehler gemacht. Aber wir leben nicht in einer perfekten Welt. Hätte ein anderer es denn bei den Saab-feindlichen Rahmenbedingungen – schwedische Regierung, GM, EIB – besser machen können? Ich glaube nicht. Jonsson wird uns als sympathischer Saab-Vorstand in Erinnerung bleiben, der alles für Saab gegeben hat. Und er bleibt Saab treu: Am Ende des Interviews bricht er auf, um seine Enkel aus dem Kindergarten abzuholen. Natürlich in einem Saab 9-3!
Auch nach diesem Interview bleiben die Fakten hinsichtlich der Hauptschuldigen erneut unverändert: Nach wie vor an erster Stelle stehen die miesen Manager von GM, dicht gefolgt von den miesen schwedischen Politikern.
Gern hätte ich auch eine kleine Stellungnahme von JAJ bezüglich Bergqvist + Co. (Investoren-Auswahlverfahren usw.) gelesen – aber das kommt wohl noch in diesem Theater.
Was ich nicht verstehe, ist für wenn das schwedische Geld sein sollte – immerhin 3.000.000.000 Euro? Wurde das Geld vollständig ausgezahlt?
Hat die Politik Volvo Cars nach wie vor als ein schwedisches Unternehmen erachtet und Saab hingegen nicht? Wenn ja, warum? Das ergibt doch alles keinen Sinn.
Guter Artikel der Einblick in eine kleine Autowelt liefert, die leider abhängig war von einer großen.
GM war (Ende 2008) leider auch pleite und Saab daher überfällig. Opel kommt im übrigen auch wegen Missmangment ins trudeln (Verkaufsverbot in Asien). Sicher sollte man in einer globalisierten Welt auch wirtschaftlich anders miteinander umgehen können.