Für große Aufregung unter den ehemaligen Saab-Zulieferfirmen sorgen heute die Insolvenzverwalter. Denn im Bericht vom Freitag haben die Insolvenzverwalter die Rechtsmeinung vertreten, dass Saab bereits Anfang April 2011 insolvent war. Dies ist eine höchst umstrittene Ansicht. Trotzdem handeln jetzt die Insolvenzverwalter nach ihrer Rechtsansicht.
Denn wenn man die Ansicht der Insolvenzverwalter als zutreffend unterstellt, unterfallen alle Einzelzahlungen nach Eintritt der Insolvenz der Insolvenzmasse. Dies bedeutet, dass alle Zahlungen von Saab nach April 2011 angefochten werden müssen und von den betroffenen Gläubigern an die Insolvenzverwalter zurückgezahlt werden. Diese verteilen diese Summe dann an alle Massegläubiger, aber natürlich erst, nachdem die Kosten des Insolvenzverfahrens – also auch die zusätzlichen Kosten der Rückforderung – gedeckt sind.
Die betroffenen Zulieferfirmen sind deshalb höchst erbost über die Insolvenzverwalter, berichtet der Vorsitzende der Zulieferervereinigung FKG, Fredrik Sidahl. Saab hatte bis zum Rekonstruktionsverfahren immer wieder einige Zahlungen geleistet, insbesondere an die einigungsbereiten Zulieferer. Gerade bei der versuchten Wiederaufnahme der Produktion vom 26. Mai bis 9. Juni 2011 waren zuvor ein Teil der Schulden von Saab bei den Zulieferfirmen getilgt worden. Diese werden jetzt von den Insolvenzverwaltern zurückgefordert.
Zusätzlich ärgern sich die Zulieferer, dass sie als Verlierer der Saab-Insolvenz als erste nochmals zur Kasse gebeten werden. Denn die Zulieferfirmen sind eher ein leichter Gegner für die Insolvenzverwalter, um diese umstrittene Rechtsansicht durchzusetzen. Die mittelständischen Unternehmen haben häufig nicht die finanziellen Resourcen, sich in einem langwirigem Gerichtsverfahren gegen die Insolvenzverwalter zu wehren. Gleichzeitig waren diese kleinen Unternehmen häufig noch abhängig von Saab und konnten sich bei Saab auch nicht für die entstandenen Schulden absichern. Andere mächtige Gläubiger, wie der schwedische Staat, haben sich dagegen übermäßig über große Vermögensteile (Saab Parts) abgesichert. Insofern ist es fast perfide, dass die kleinen Unternehmen jetzt doppelt zur Kasse gebeten werden.
Etwas erstaunt bin ich ja sowieso über die Zulieferer. Ich hätte die Insolvenzverwalter schon längst dazu veranlasst – notfalls auch gerichtlich – die Höhe des Verkaufspreises von SAAB bekannt zu geben. Denn aus diesem Verkaufspreis entsteht ja der Liquidationserlös, welche unter Umständen dann noch zur Tilgung bisheriger Lieferantenschulden hinzugezogen werden kann. Bisher wurde aber keine Klarheit über die Schulden und den Verkaufserlös hergestellt.
So sind durch die Insolvenzverwalter alle Vermögenswerte transparent darzustellen, bevor sie auf rechtlich unsicherem Grunde, versuchen Klagen gegen die durch den Konkurs geschädigten Lieferanten einzureichen.
Aber eben, dazu müssten sich die Lieferanten halt mal wehren!
…..und die Insolvenzverwalter sollen aufhören mit dem Versteckspiel, sonst kommt noch der Verdacht auf sie hätten was zu verbergen.
Gibt es denn für Sidahl und die Zulieferervereinigung keine Möglichkeit (per Gericht?) gegen die
Insolvenzverwalter vorzugehen? Die Insolvenzverwalter verhalten sich zunehmend merkwürdiger – angefangen bei der Wahl von NEVS über die Nichtnennung des tatsächlich erzielten Kaufpreises bis hin zur neuerlichen Verärgerung der kleinen und mittleren Zulieferbetriebe.
Langsam hat man doch keine Lust mehr auf derartige Nachrichten aus Schweden. Auch SAAB-Parts wird mit mir voraussichtlich nicht über Jahre Geschäfte machen – es gibt ja auch außerhalb Schwedens einige (wenn auch wenige) Alternativen für den Kauf eines SAAB-Nachfolgers. Volvo klammere ich hier ganz bewußt aus – dafür gab es auch in dieser Hinsicht zu viele Ungereimtheiten.