Heute geht es wieder um ein Stück Vergangenheitsbewältigung bei Saab. Die Tätigkeit von Victor Muller bei Saab hat immer noch Auswirkungen – diesmal trifft es ihn jedoch persönlich. Genauer gesagt: Victor Muller hat jetzt Probleme mit den schwedischen Steuerbehörden.
Die schwedischen Steuerbehörden verlangen ganz aktuell eine Steuernachzahlung in Höhe von 237.000 Euro von Victor Muller. Hintergrund: Victor Muller erhielt monatlich ca. 50.000 Euro von Saab als Beraterhonorar – insgesamt ca. 950.000 Euro in knapp zwei Jahren. Dies geschah aber nicht direkt von Saab an ihn, sondern über den Umweg seiner Firma Latin American Tug Holding N.V. auf den niederländischen Antillen an sein Privatkonto nach Spanien.
Die schwedischen Behörden haben jetzt diese Beträge in Schweden steuerpflichtig gemacht und Mullers schwedische Steuerbescheide der Jahre 2010 und 2011 neu erstellt. Nach ihrer Ansicht handelt es sich bei den Zahlungen nicht um die Begleichung von Beratungsleistungen sondern um Mullers Gehalt als Vorstandsvorsitzender von Saab Automobile – also um normalen Lohn eines Angestellten. Die Konstruktion der Beraterhonorare mit der Zahlung aus den niederländischen Antillen sei laut Steuerbehörden lediglich zur Umgehung der schwedischen Steuerpflicht gewählt worden.
Muller hat jetzt die Möglichkeit, gegen diese Bescheide Widerspruch einzulegen. Allerdings muss er bis zum 26. Oktober den Betrag bezahlen oder eine Stundung beantragen. Aus meiner eigenen Erfahrung dürfte es aufgrund der Vermögensverhältnisse jedoch unwahrscheinlich sein, dass Muller eine Stundung gewährt wird.
Etwas ungewöhnlich – zumindest für deutsche Verhältnisse – ist das Vorgehen der schwedischen Behörden. Angeblich hat Victor Muller von der schwedischen Steuerforderung erst durch die Zeitung Aftonbladet erfahren. Dieser hatte Johan Lundberg von den Steuerbehörden in Göteborg ein Interview gegeben und die Einzelheiten im Fall Muller der Presse mitgeteilt.
Auch ist die bisher bekannte Begründung nicht so „glasklar“ wie sie Johan Lundberg sieht. Denn Muller wurde erst nach dem Rücktrit von Jan-Ake Johnsson im Frühjahr 2011 Vorstandsvorsitzender von Saab. Zuvor war er lediglich Aufsichtsratvorsitzender. Aus meiner Sicht wahrscheinlich ist aber, dass das Honorar dann von den Steuerbehörden eben seiner Aufsichtsratstätigkeit zugerechnet wurde. Mal sehen, ob Muller Widerspruch einlegt oder bezahlt.