Scheitert der Saab-Verkauf an NEVS?

Die schwedische Presse ist aus dem Sommerschlaf erwacht und schreibt wieder ausführlich über Spyker, Youngman, NEVS und Saab. Heute früh gibt es aktuelle Meldungen über ein mögliches Scheitern des Verkaufs von Saab an NEVS. Hintergrund sind vermutete Finanzierungsprobleme des Saab-Käufers NEVS. (Update 15.30 Uhr) 

Zunächst gab es vorgestern Abend eine Meldung des Radiosenders P4 Väst, wonach NEVS Probleme habe, eine Finanzierung des Kaufpreises für Saab sicherzustellen. Laut P4 Väst war NEVS ein Investor aus China abgesprungen. Dieser habe sich zurückgezogen, nachdem Scania die Verwendung der Griffin-Logos verboten habe und die Verhandlungen über die Nutzung des Namens Saab mit der Saab AB auf Eis liegen.

Heute früh melden die schwedische Zeitung DI und P4 Väst, dass der Verkauf an NEVS scheitern könnte. Eigentlich sollte NEVS bereits letzte Woche den Kaufpreis an die Insolvenzverwalter bezahlen. Bei einer Besprechung am letzten Donnerstag habe NEVS-Chef Karl Erling Trogen jedoch den Insolvenzverwaltern mitgeteilt, dass NEVS das Geld zur Bezahlung des Kaufpreises fehle. Laut Informationen der Presse haben die Insolvenzverwalter von Saab daraufhin NEVS eine Frist bis kommenden Freitag gesetzt, um den ausstehenden Kaufpreis zu bezahlen.

Bisher hat NEVS lediglich ca. 18 Mio. Euro angezahlt. Nach Schätzungen der DI soll der Kaufpreis jedoch ca. 220 Mio. Euro betragen. NEVS muss also bis Freitag ca. 200 Mio. Euro aufbringen. NEVS hat sich bisher nicht konkret zu diesen Meldungen geäußert und bleibt bei der Aussage dass man nie ein Datum für den Vollzug des Kaufvertrags genannt habe. Man arbeite aber weiter mit Hochdruck an der Sicherstellung der Finanzierung.

Klarstellen möchte ich, dass es sich bei diesen Meldungen aus meiner Sicht wohl noch nicht um ganz gesicherte Informationen handelt. Insbesondere P4 Väst hat aber in der Vergangenheit immer recht zutreffend über die Entwicklung bei Saab berichtet. Die Kollegen von Saabsunited, die bisher sehr NEVS-freundlich berichten, gehen dagegen davon aus, dass NEVS kurzfristig – vielleicht noch in dieser Woche – die Finanzierung sichern und den Kaufpreis bezahlen kann.

Trotzdem frage ich mich, warum NEVS im Juni den Zuschlag durch die Insolvenzverwalter erhalten hat. NEVS hat kein sinnvolles Konzept, hat vermutlich nicht das höchste Gebot abgegeben und besitzt eine wacklige Finanzierung, die kurz vor dem Zusammenbruch steht. Angeblich mussten alle Bieter in der Endrunde ihre Finanzkraft durch Überweisungen auf ein Treuhandkonto nachweisen. Diese Überprüfung durch die Insolvenzverwalter scheint aber nicht zielführend gewesen zu sein. Selbst wenn NEVS doch noch den Kaufpreis aufbringen kann ist fraglich, wie die anstehende Entwicklung von Elektroautos von NEVS finanziert werden soll.

Weiterhin gibt es ja immer Spekulationen, dass im September der „wahre“ Investor auf der Bildfläche erscheint und NEVS nur ein Platzhalter der Insolvenzverwalter war.  Grundsätzlich würde mich eine solche Konstellation freuen, wenn dieser „wahre“ Investor im Gegensatz zu NEVS ein vernünftiges Konzept und eine vernünftige Finanzierung vorweisen könnte. Aber ist solch eine Vorgehensweise der Insolvenzverwalter realistisch? Und wäre sie seriös, wenn sich diese Spekulationen als richtig herausstellen würden? Zumindest wäre sie äußerst unüblich und nicht sonderlich vertrauenerweckend. Wenn die Insolvenzverwalter einen weiteren Investor in der Hinterhand haben, warum wählt man dann zunächst überhaupt NEVS aus und wartet nicht ab, bis man den „richtigen“ Käufer präsentieren kann? Gerade in der Sommerpause hätte man in Ruhe weiterarbeiten können.

Lauter Fragen, noch fehlen die Antworten. Die Ereignisse verdichten sich und es scheint sich wieder eine entscheidende Phase für Saab anzubahnen. Haben die Insolvenzverwalter tatsächlich einen weiteren Investor für Saab in der Hinterhand, wie einige spekulieren? Welchen Zusammenhang gibt es mit der Spyker-Youngman-Kooperation? Noch sind es nur Spekulationen, noch fehlen die Fakten. Die Spannung steigt!

Update 15.30 Uhr:

Der NEVS-Sprecher Mattias Bergman hat sich zwischenzeitlich gegenüber P4 Väst zu den Berichten geäußert. NEVS habe laut Bergman die finanziellen Mittel, um den Saab-Kauf abzuschließen. Da der Kauf von Saab äußerst kompliziert sei, gebe es Verzögerungen. Grund dafür seien aber keine finanziellen Probleme bei NEVS. Bergman geht davon aus, dass der Kaufvertrag  kurzfristig abgeschlossen werden kann. Nähere Informationen wollte er nicht weitergeben.

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8 Antworten zu Scheitert der Saab-Verkauf an NEVS?

  1. Ded schreibt:

    Das mit dem „wahren“ Investor kann ich mir nicht vorstellen, denn dann hätten doch Youngman, Mahindra & Co. nach meinem Verständnis die Möglichkeit auf einen Widerspruch. Solche Bieterverfahren sind doch normalerweise bindend. Theoretisch müsste der nächste Bieter berücksichtigt werden. Allerdings denke ich, dass nach diesem Schmierentheater keiner der bisher beteiligten Bieter bereit ist auch noch den ursprünglichen Preis zu zahlen. Durch diese Aktion ist doch das bisserl Ruf, dass Saab noch hatte total in den Dreck gezogen worden. Von Seriösität keine Spur mehr. Leidtragende sind die schwedischen Steuerzahler, die denke ich bei Saab doch noch kräftig draufzahlen werden.

  2. Marcus schreibt:

    was meiner meinung nach für einen „echten“ investor spricht, ist die ruhe, die die anderen bieter gegeben haben.
    da stimmt etwas nicht – wenn youngman das höchste angebot abgegeben hat und daraufhin den zuschlag nicht erhalten hat, würden diese sicher nicht schweigen.
    ich kann mir zwar noch keinen reim daruf machen, aber die zeitgleichheit mit den joint-ventures und beteilungen von youngman kommt mir doch seltsam vor.
    ich denke schon, dass da im hintergrund noch etwas läuft.

  3. URS schreibt:

    Es kann durchaus sein, dass die Insolvenzverwalter vorerst das Angebot von NEVS angenommen haben um die Zeitspanne zu erweitern für den Bieter mit dem höchsten Gebot, damit dieser eine genügend lange Frist für die Sicherstellung des Kaufpreises hat.
    ….aber auch das ist nur eine Spekulation 🙂

  4. GastausdemNorden schreibt:

    Och nöööö … langsam ne(r)v(t)s nur noch ….

  5. Karl schreibt:

    „Haben die Insolvenzverwalter tatsächlich einen weiteren Investor für Saab in der Hinterhand“

    Scheinbar ist ja alles möglich, aber ein Insolvenzverwalter der so arbeitet ist unseriös und muss damit rechnen das er von den Geschädigten in Regress genommen wird. Das soll nicht heißen, dass es nicht Absprachen der Beteiligten gibt bzw. gegeben hat. Der Insolvenzverwalter sollte an solche Absprachen nicht beteiligt sein, in seinem Interesse.

    Ich denke es ist eine Zeitfrage, bis NEVS zusammenbricht, wenn die jetzt nicht das Geld für den Kauf zusammenbringen, wie wollen die das Geld für Entwicklung und Produktion beibringen?

    Von Anfang an war ich der Meinung, es geht bei NEVS nur darum Saab zu zerstören. So wie es aussieht könnte das gelungen sein, allerdings ist dieser Erfolg nichts Wert, da Youngman sich die Technologie trotzdem aneignen konnte.

    Unter welchem Namen auch immer, Youngman wird in Zukunft hervorragende Produkte anbieten können und so lebt die Saabtechnik weiter und wird vermutlich mehr Einfluss auf den Weltmarkt haben als es unter Saab je möglich war.

    • Joachim schreibt:

      Wer sagt denn, dass bei einem Scheitern des Verkaufs an NEVS, nicht doch noch Youngmann-Lotus offiziell voll zum Zuge kommt? Auch diese Variante ist noch möglich – Bergqvist + Co. werden die Gläubiger doch auf keinen Fall aus eiigner Tasche bezahlen
      wollen. Dann schon lieber den (von ihnen) ungern gesehenen Investor doch noch ins Boot holen!

      Den Namen SAAB dürften die Erzeugnisse dann wohl tragen – dies wäre bei reinen Elektromobilen unter NEVS eher nicht so klar. Voraussetzung bliebe natürlich nach wie vor, dass ein Teil der Youngman-Flotte in Trolhättan vom Band läuft. Höchst spannend!

  6. Marcus schreibt:

    die aussagen des einzigen angestellten von nevs – dem pressesprecher – haben den wert üblichen politiker-geschwafels.
    er würde wohl auch kaum ein statement dahingehend abgeben, dass nevs kein geld hat…

  7. B.Miller schreibt:

    Da muss noch ws sein! Es muss einen Grund haben warum Syker GM verklagt hat! Ich könnt mir vorstellen dass Spyker Druck auf GM macht um die Lizenenzen heruaszurücken! Und dann kommt der alte Plan wieder hervor um das Saab Konzept umzusetzen. Um in der Tradition von Saab zu bleiben könnten die klassischen Saab Modelle weitergebaut werden, ergänzt mit modernen elektrisch betriebenen Fahrzeugen!
    Warten wir es ab!!

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