In weiten Teilen von Deutschland ist heute ein Brückentag, an dem wenig los ist. In Schweden gehen natürlich die Verhandlungen weiter, dort war am 6. Juni Feiertag. Nachdem gestern zunächst die Wellen aufgrund der Mitteilung, dass die Insolvenzverwalter Saab verkauft hätten, hoch schlugen, hat sich das ganze dann noch am gleichen Tag wieder beruhigt. Der Pressesprecher der Stadt Trollhättan dementierte die Äußerungen der Bürgermeisterin Annika Wennerblom und scheute sich nicht, Wennerblom zielmich bloß zu stellen. Sie habe wohl etwas missverstanden und sie sei gestresst.
Ganz schön heftig gegenüber einem Vorgesetzten. Normalerweise könnten solche Aussagen eines Pressesprechers auch zu seiner Entlassung führen.
Auch das Elektrokonsortium NEVS meldete sich zu Wort: „Es geht um mehr als Elektroautos!“ Dies sagte zumindest der Sprecher von NEVS, Mikael Östlund. NEVS habe weitere Pläne in der Fabrik in Trollhättan. Neben E-Autos will man „Bioenergie“ und „Batterien für Autos“ herstellen. Gemeint sind wohl Biokraftstoffe und Batterien für Elektroautos.
Ich verzichte jetzt auf eine satirische Aufarbeitung dieser umwerfenden Feststellung. Um ehrlich zu sein, ruft diese „Klarstellung“ keine Begeisterung bei mir hervor. Ganz im Gegenteil. Welchen Sinn macht der Kauf einer Autofabrik, wenn man dann Autobatterien und Biokraftstoffe produzieren will? Dafür reicht eine Halle auf der grünen Wiese. Auch ist von den 100.000 Hybrid-Fahrzeugen keine Rede mehr. NEVS erscheint mir immer fragwürdiger und auch nicht so recht professionell.
Trotzdem scheint NEVS weiterhin der Favorit zu sein. Und die Wahrscheinlichkeit, dass NEVS den Zuschlag erhält, verdichtet sich. Wie es zur Zeit mit Youngman aussieht, ist nämlich mehr als fraglich. Laut Youngman-Anwalt Johan Nylen haben die Insolvenzverwalter trotz des neuen 400 Mio. Euro-Angebots keine neuen Verhandlungen mit Youngman aufgenommen.
Youngman scheint also mit dem neuen Angebot zu spät gekommen zu sein oder Youngman kann weiterhin seine Kreditwürdigkeit nicht nachweisen und hat in der Vergangenheit zu viel Vertrauen zerstört.
Die Tendenz geht also deutlich Richtung NEVS. Von den bisherigen und vor allem von den letzten Äußerungen und Plänen von NEVS bin ich wenig begeistert. Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. Wir müssen weiterhin abwarten, vielleicht gibt es heute schon eine offizielle Entscheidung.
Es tut auch weh, sehen zu müssen, wie sich die ehemalige SAAB-Webseite Stück für Stück wandelt. Es ist inzwischen eine reine SAAB-Parts-Präsenz, die nicht danach aussieht, als ob es je wieder Parts und Automobile unter einem Dach und mit gleichem Namen geben könnte.