Exkurs: Hilfen für Opel?

Eigentlich hat das Thema nichts mehr mit Saab und schon gar nichts mit MG Rover zu tun. Trotzdem kann man jetzt im Fall Opel einige Parallelen zur Situation bei Saab einige Jahre zuvor sehen. Opel schreibt offiziell seit Jahren Verluste und eine Besserung ist nicht in Sicht. Natürlich sieht jetzt die „arme“ Opel-Mutter GM mal wieder Handlungsbedarf. GM will die Astra-Produktion in Rüsselsheim abziehen, da in Polen und England angeblich billiger produziert werden kann. Das Überleben von Opel wird fraglich. Vielleicht gibt es in ein paar Jahren nur noch den Markennamen, der an irgendwelche Chevrolet-Produkte aus Korea geklebt wird. Daher stellt sich für mich die schön häufiger diskutierte Frage, ob man Opel staatlich unterstützen sollte.

Wie bei Saab erzählt GM auch bei Opel die Mär von den ewigen Verlusten. Dass GM maßgeblich für die Verluste selbst verantwortlich ist, wird natürlich elegant verschwiegen, aber auch nicht in der einfach strukturierten deutschen Presse thematisiert. GM behindert Opel, wo es nur geht, sei es bei der Entwicklung guter Produkte oder bei der Erschließung lukrativer Märkte.

Technisch ist Opel durchschnittlich aufgestellt, aber im Vergleich zu anderen deutschen Herstellern liegt man doch etwas zurück. Vielleicht auch aufgrund der amerikanischen Einstellung „it’s good enough for you“. Werke bestehen in Deutschland in Rüsselsheim, Bochum, Eisenach und Kaiserslautern. In den letzten Jahren gab es bereits einen massiven Arbeitsplatzabau bei Opel.

Zunächst meine persönliche Einstellung zu Opel: Ich bin kein Fan der Marke Opel. Meine automobile Sozialisation fand in den 80er und beginnenden 90er Jahren statt. Opel hatte damals schon den Ruf der miserablen Qualität. Das Image war zusätzlich durch den fürchterlichen Manta B schlecht (zumindest in meinem Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis) und das Design gefiel mir insgesamt überhaupt nicht. Und entgegen der heutigen Verklärung war ein Opel Manta nie der Traum der breiten Jugend vor 20 Jahren, sondern eher eine Lachnummer.

Meiner Frau ging es ähnlich. In ihrer Familie wurde einmal Opel (Kadett D) gefahren. Und dann nie wieder! Mein Schwiegervater spricht heute noch vom Kadett, den er neu gekauft hatte, als schlechtestem Auto, welches er jemals hatte. Der Bericht über die Qualitätsprobbleme des Wagens würde diesen Beitrag auf jeden Fall sprengen! Dagegen erinnert er sich gerne an seinen bordeaux-roten Simca 1200 zurück.

Gut, das sind persönliche Einschätzungen und Erfahrungen. Heute scheint auf jeden Fall die Qualität bei Opel zu stimmen. Insgesamt hänge ich persönlich nicht an der Marke Opel und würde mir auch ohne die Mutter GM keinen kaufen. Trotzdem finde ich es immer schade, wenn eine traditionsreiche Marke verschwindet. Tradition kann keine neue Kunstmarke aufwiegen. Bestes Beispiel: Lexus und Infiniti. Gute Produkte, aber ansonsten irgendwie „Leere“. Da fehlt die besondere Herkunft, die Geschichte, die mich begeistern könnte.

Was spricht jetzt für Staatshilfen für Opel: Opel ist für Deutschland weiterhin wichtig. Die meisten Opel-Werke befinden sich in strukturschwachen Regionen. Hier noch mehr Arbeitslosigkeit durch den Verlust von Opel und den dazugehörenden Zulieferbetrieben zu produzieren, kostet den Steuerzahler mehr als eine gezielte, aber begrenzte, Unterstützung. Und ist eine Produktionsstruktur in einer Region erst zerstört, dauert es sehr lange und kostet sehr viele Steuuergelder, bis vielleicht etwas neues wachsen kann. Auch kann Opel aus meiner Sicht durchaus erfolgreich sein. Dazu müssen aber strukturelle Reformen durchgeführt werden, denen sich GM bisher verweigert.

Gegen Hilfen für Opel spricht, dass bisher noch GM mit im Boot bei Opel sitzt. GM erpresst seit Jahren die Regierungen, um staatliche Unterstützung zu erhalten. Maßnahmen für eine echte Besserung bei den Tochterfirmen werden aber nicht ergriffen. Die Staatshilfen werden eingestrichen. Man investiert aber nicht richtig, sondern kürzt wahllos – gerne bei den Mitarbeitern. Strukturelle Verbesserungen, wie oben genannt und gefordert, werden nicht durchgeführt. Nach einigen Jahren hält GM dann wieder bei den Regierungen die Hand auf. Dies dürfen wir nicht zulassen. Daher bin ich gegen Hillfen für Opel, solange GM dort Eigentümer ist.

Was meint ihr? Wie seht ihr die aktuelle Lage bei Opel und was haltet ihr von einer staatlichen Unterstützung für Opel?

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6 Antworten zu Exkurs: Hilfen für Opel?

  1. red99 schreibt:

    Eine staatliche Unterstützung für OPEL, wäre eine staatliche Unterstützung für GM. Damit ist alles gesagt: NEVER!
    Sollte GM den Wunsch haben, sich von OPEL vollumfänglich zu trennen, d. h. alle Patente, die auf Entwicklungen in Rüsselsheim zurück zu führen sind, bleiben bei OPEL, dann könnte man über eine Zwischenfinanzierung für Aufbau einer außereuropäischen Händlerorganisation reden. Da ein solches Vorgehen jedoch die Zukunftsfähigkeit von GM gefährden würde, werden wir das nicht erleben…

  2. Detlef Rudolf schreibt:

    Die Vorgehensweise von GM dürfte selbst den dümmsten Politikern unangenehm auffallen.

    Ich kann red 99 nur uneingeschränkt zustimmen.

    Weiter sollte man sich zumindest hier im Blog mit demThema Opel / GM nicht auseinandersetzen – hier ist eigentlich alles gesagt.

    Viel wichtiger erscheint mir, dass nun endlich die Insolvenzverwalter den „Sieger“ des Investoren-
    rennens in Sachen SAAB öffentlich machen – meine Geduld ist mittlerweile völlig erschöpft!

  3. Kaes schreibt:

    Ich kann mich ebenfalls anschließen.
    Allerdings möchte ich nur kurz etwas über die vermeidlich schlechte Qualität von Opel sagen.
    Ich war nie ein Freund der Marke Opel und hätte mir unter normalen Umständen keinen gekauft.
    Über meinen ehemalig GM-verbundenen Arbeitgeber konnte ich jedoch außergewöhnliche Konditionen bekommen und somit rückten die Rüsselsheimer in mein Blickfeld.
    Als erstes kaufte ich einen Vektra V6 Diesel mit allen Schikanen (der Vergleichbare A6 2.5 TDI war fast 30000 Euro teurer und der Motor lief weniger geschmeidig), anschließend einen Zafira A OPC. Mein Vater kaufte einen Vektra 1.9 TDCI. Alle Fahrzeuge blieben mindestens 5 Jahre (>100000km) in der Familie und trotz unserer anfänglichen Skepsis waren wir mit den Autos sehr zufrieden. Ich habe einige Leute in meinem Bekanntenkreis die gleichzeitig wesentlich unzufriedener mit ihren Passats waren.

  4. GM schadet doch seiner eigenen Tochter indem es massiv den Aufbau von Chevrolet in Europa voran treibt. Zwar soll die Marke wohl preislich unterhalb von Opel angesiedelt sein, hilfreich fuer Opel waere aber allein in Europa zu sein und auch in China zu verkaufen, dass wird aber von der GM-Zentrale unterbunden.
    Ausserdem wurde schon hinter vorgehaltener Hand angekuendigt, dass PSA die Entwicklung des naechsten Zafira uebernehmen koennte. Da ist ja GM mit sieben Prozent eingestiegen, was mir als langjaehriger Peugeotfahrer garnicht passt, aber auch nicht der Peugeotfamilie die nur zaehneknirschend zustimmte.
    Wie die Zukunft von Opel ausehen koennte sieht man am Opel Combo (Fiat Doplo).

  5. Herbert Hürsch schreibt:

    Schließe mich allen Vorrednern an. KEINE staatlichen Hilfen für GM. Überhaupt sind in allen Branchen staatliche Hilfen für ausländische Investoren und Eigentümer eine sehr fragwürdige Sache …
    Man kann unzählige Beispiele dafür nennen, dass die Gelder eingestrichen worden sind, aber zu keinem adäquaten Engagement geführt haben. Subventionen werden geerntet und dann zieht die Karawane weiter. Irgendwo findet sich die nächste Regierung, die eigene oder EU-Gelder locker machen kann. Das perfide ist, dass Deutschland über seine Beitragszahlungen nicht nur dafür zahlt, dass Investoren im eigenen Land die Hand aufhalten, sondern auch dafür kräftig zahlt, dass sie diese Geste nach ein paar Jahren in einem anderen EU-Land wiederholen.

    Man bräuchte eine EU-Reglung, die diesen STANDORT-TOURISMUS unterbinden würde. In einem geeinten Europa gibt es keinen Grund, sich die Investoren gegenseitig streitig zu machen und schon gar keinen, sie zu diesem Zweck mit teuren Geschenken zu umgarnen und dafür selber auszubluten. GM-Manager und die anderer außereuropäischer Investoren lachen sich Nachts in den Schlaf und denken dabei an uns. Ich kann sie da gut verstehen.

  6. Peter schreibt:

    Die Politik sollte sich auf jeden Fall einmischen, und sie tut es in diesem Fall ja auch schon , indem es schon Protestäußerungen von den 4 Ministerpräsidenten gibt in deren Länder sich Opelwerke befinden. Vor ein paar Tagen hat auf diesem Blog mal jemand dazu geschrieben : der Mutter GM sollte das Jugendamt das Sorgerecht für die Tochter Opel entziehen. Im Prinzip war dies 2009 schon mal der Fall . GM wollte von der Regierung Geld , dass sie dann auch bekommen haben. Allerdings musste sich dann auch GM gefallen lassen , dass sie bei Opel dann
    auch nicht mehr das alleinige Sagen haben. Es wurde ja dann mit GM unter krätiger Mitsprache der Politiker ein Käufer ( Magna ) für Opel aussucht . Bekanntlich passte dies GM dann doch nicht und es blieb ihnen gar nichts anderes übrig um Herr bei Opel zu bleiben als die geflossen Übergangsgelder zurück zu Zahlen. Deshalb kann unter Umständen auch jetzt Opel mit Überbückungsgeldern geholfen werden , aber nur wenn dadurch auch Opel geholfen wird , sprich denn deutschen Werken und Arbeitsplätzen geholfen wird und nicht den amerikanischen Erbsenzählern. Dies könnte zum Beispiel so aussehen , dass man politischen Druck auf die Amis ausübt um sie dazu zu bewegen das Opel sich neue Märkte erschließen kann , oder man wieder neue Käufer für Opel organisiert. Da muss man etwas Vertrauen in unsere Politiker haben , das sie es besser machen als die schwedischen. Da ist das frühe Zuwortmelden und der Schulterschluß der 4 Ministerpräsidenten ( 2 CDU / 2 SPD ) schon mal ein guter Anfang und ein gutes Signal in Richtung Detroit.

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