Neues zu Saab – 28.02.2012

Nachdem Brightwell gestern seinen Ausstieg aus dem Bieterverfahren erklärt hat und dabei Vorwürfe gegen GM erhoben hat, äußert sich jetzt GM dazu mit einer eigenen Darstellung.

GM-Sprecher James Cain erklärte, GM habe nie mit Brightwell Verhandlungen geführt. Man habe zwar ein Schreiben von Brightwell mit der Bitte um die Aufnahme von Verhandlungen erhalten. GM habe aber sofort geantwortet, dass man kein Interesse habe. GM werde niemandem mehr die Lizenzen geben, egal welcher Preis geboten werde. Saab sei lange in einem schrecklichen Zustand gewesen, daher habe GM Saab verkaufen müssen. Saab habe eine Chance gehabt und GM sei nicht für die Insolvenz im Dezember 2011 verantwortlich. Man habe Wladimir Antonow die Möglichkeit gegeben, bei Saab zu investieren. Dies habe aber nicht geklappt. GM ist unschuldig – soweit James Cain.

Nun ja, dies ist die GM-Version der Geschichte. Ich kann nicht abschätzen, welche Version der Wahrheit entspricht. Aber so wie ich GM einschätze tendiere ich eher zur Brightwell-Version. GM-Sprecher Cain vergisst bei seiner Version der Saab-Geschichte ein paar entscheidende Details. Natürlich ist GM nicht direkt für die Schwierigkeiten bei Saab im Jahr 2011 verantwortlich. Aber die vertragsbrechende Weigerung von GM zur weiteren Erteilung der GM-Lizenzen hat am 19. Dezember 2011 direkt zum Insolvenzantrag von Saab geführt. Und wer hat in den Jahren 1993 bis 2009 dafür gesorgt, dass Saab in einem schlechten Zustand war? Wer hat viele Saab-Entwicklungen blockiert? Wer hat die alten Saab-Modelle 2009 an BAIC veräußert und den Kaufpreis behalten? Wer hat sich beim Verkauf 2009 fast alle Saab-Lizenzen gesichert und wollte sie im Herbst 2011 plötzlich entgegen vertraglicher Vereinbarungen nicht mehr Saab zur Verfügung stellen? Man könnte die Liste noch verlängern, aber das ist alles nicht mehr relevant. Aber gerade die einseitige Darstellung von GM-Jimmy Cain macht die GM-Version aus meiner Sicht nicht gerade sonderlich glaubhaft.

Was gibt es noch heute Abend? Die Ingenieursfirma Semcon, die auch für Teile von Saab bietet, hat gestern bekannt gegeben, dass man zwischenzeitlich 25 Saab-Ingenieure anstellen konnte. In Anbetracht der Lage bei Saab keine weltbewegende Zahl. Auch Volvo konnte bisher bei den Saab-Mitarbeitern kaum punkten und nur wenige Saab-Ingenieure anwerben. Insgesamt gibt es aus meiner Sicht entgegen den falschen Behauptungen einiger noch nicht extrem große Abwanderungstendenzen unter den Saab-Mitarbeitern. Insbesondere bei den Ingenieuren, die beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, konnten in den vergangenen Monaten trotz Insolvenz weder Semcon noch Volvo groß punkten. Ich denke mal, dass viele Saab-Mitarbeiter abwarten, wie es mit Saab weitergeht. Erst wenn es keine Hoffnung für Saab mehr gibt, werden diese Mitarbeiter sich einen anderen Arbeitgeber suchen

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3 Antworten zu Neues zu Saab – 28.02.2012

  1. Marcus schreibt:

    eine wohltuend von gesundem menschenverstand geprägte berichterstattung.
    danke.

    laut ttela via google-übersetzer zur pressekonferenz der insolvenzverwalter gibt es auch einige neue interessenten und einige, die defintiv in trollhättan weiter saab-fahrzeuge bauen wollen.
    das nenn´ich dann mal eine klare ansage.

  2. Detlef Rudolf schreibt:

    Ich sehe es ähnlich wie Marcus und möchte hinzufügen, dass die Darstellung von GM einfach nur frech ist – insbesondere die Behauptung (sinngemäß), den momentanen Zustand hätte sich SAAB selbst zuzuschreiben.

    Für wie blöd halten diese GM-Dilettanten eigentlich die interessierte Öffentlichkeit – man denke auch an die Behandlungsweise, die OPEL wieder mal durch GM erfährt.

  3. Markus schreibt:

    Diese Blindgänger im GM- Management haben mein Aktienkapital vernichtet und meine Lieblingsautomarke. Und Miteigentümer dieser grossmäuligen Stümper ist ausgerechnet noch die liberale amerikanische Regierung!

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