Auch den Beginn dieser Woche kann man wie das vorangegangene Wochenende wieder unter die Stichwörter „Gerüchteküche“ und „fehlende Fakten“ packen. Da es zur Zeit kaum echte Informationen gibt, bringt die schwedische Presse weiterhin Artikel mit Vermutungen oder minmalsten Aussagen. Allerdings gibt es auch eine Aussage über ein neues Gebot, das bei den Insolvenzverwaltern eingegangen ist. Hier mal ein aktueller Überblick:
Gestern hat Youngman eine geplante Pressekonferenz in Stockholm abgesagt. Dies hat natürlich wieder zu weiteren Spekulationen geführt. Hintergrund ist die angebliche Forderung der Insolvenzverwalter, dass eine Zustimmung von GM und auch vom Mitbieter BAIC notwendig ist. Dabei geht es aber entgegen einiger Berichte wohl nicht um den Erwerb oder den Betrieb von Saab im ganzen, sondern um die Frage der Lizenzrechte für den aktuellen Saab 9-3II. Dieser ist für Youngman also nur insofern wichtig, als dass er umkonstruiert als Übergangsmodell bis zum 9-3III dienen soll.
Diese Zustimmungserfordernisse schätze ich als möglich ein, sind für mich aber nicht ganz nachvollziehbar. Grundsätzlich ist es nicht Aufgabe der Insolvenzverwalter, dafür zu sorgen, wie ein Erwerber den Betrieb fortführen kann. Bisher hatten solche nicht-monetären Überlegungen bei den Insolvenzverwaltern keinen Raum. Warum sollte sie jetzt plötzlich solche Erwägungen treffen? Möglich ist es natürlich, aber es fehlen wie immer bei solchen Spekulationen die harten Fakten.
Daneben ist natürlich immer noch völlig unklar, ob BAIC überhaupt Rechte am aktuellen 9-3II besitzt. Dies kommt auf die exakte, aber natürlich nicht öffentlich bekannte Vertragsformulierung an. Klarstellend möchte ich auch sagen, dass BAIC 2009 nur die Rechte am 9-3II Pre-Facelift erworben hat. Abgrenzungsschwierigkeiten ergeben sich dadurch, dass natürlich beim 9-3II zwischen Pre- und Nachfacelift-Version viele Teile nicht geändert wurden, so dass das rechtliche Auseinanderhalten der Linzenzen nicht ganz einfach sein dürfte. Zusätzlich stellt sich dann noch die Frage, ob und inwieweit es sich um exklusive Lizenzen handelt. Nach meinen Informationen ist auch der Kaufpreis von 150 Mio. Euro 2009 von BAIC nicht an Saab, sondern direkt an GM geflossen. Gerade dieser Betrag fehlte Saab in den letzten zwei Jahren.
Auch das Zustimmungerfordernis von GM ist sehr spekulativ. Lizenzmäßig hat GM schon mitgeteilt, keinem Erwerber Lizenzen zu erteilen. Daher auch der Plan von Youngman, den 9-3II zu überarbeiten und GM-frei zu machen. GM ist zwar auch noch Anteilseigner von Saab, dies gibt aber kein Mitspracherecht im Insolvenzverfahren. GM müsste also noch weitere Vorbehaltsrechte besitzen.
Ob Youngman aufgrund der angeblichen Vorgaben der Insolvenzverwalter noch weiter beim Bieterrennen dabei sein kann, wird sich zeigen. Gerade die Lizenzrecht am 9-3 sind eigentlich lösbar. Der 9-3III ist nicht mehr weit entfernt, beim neuen 9-3 haben weder GM noch BAIC ein Mitspracherecht. Insofern sind die ganzen Berichte zu einer benötigten Zustimmung von BAIC und GM mehr als fraglich, aber natürlich nicht ausgeschlossen. Harte Fakten fehlen wie gesagt – warten wir weiter ab!
Derweil gibt es von den Insolvenzverwaltern wieder positivere Nachrichten. Entgegen den Spekulationen am Wochenende sei es weiter das bevorzugte Ziel der Insolvenzverwalter, Saab im ganzen zu verkaufen. Dies berichtet Frederik Sidahl, Präsident der Zulieferervereinigung FKG gegenüber der DI.
Zusätzlich berichtet die DI noch darüber, dass ein weiterer europäischer Bieter auch ein Gebot für Saab abgegeben habe. Dies kommt nicht ganz unerwartet, da selbst die Insolvenzverwalter schon vor einiger Zeit über 4 bis 5 Interessenten berichtet hatten, aber nur drei Namen bekannt waren. Daher hatte auch damals schon die schwedische Presse über einen europäischen oder sogar schwedischen Interessenten spekuliert.
Nicht gesagt wird natürlich, wer der Bieter ist, wie hoch das Gebot ist und für was genau das Gebot abgegeben wurde. Ich kommentiere dies nicht bis Fakten auf dem Tisch liegen. Grundsätzlich ist ein Gebot für Saab im ganzen aus meiner Sicht positiv, ein Gebot für einzelne Teile würde ich negativ einschätzen, da damit eine Fortführung von Saab noch unwahrscheinlicher wird.
meiner meinung nach könnte sogar die türkische brightwell eine echte chance haben, die lizenzen von gm zu erhalten.
die türkei ist für die usa und damit für die nato von grösster bedeutung und wenn hier politischer druck ausgeübt wird, wird sich auch gm dem beugen müssen – zumal gm ja vom geld der steuerzahler der usa lebt.
vielleicht ist dies der grund für den optimismus von brightwell…
Die Lizenzthematik scheint immer zentraler zu werden. Ich denke einfach einmal laut vor mich hin..
Hat Saab noch die Rechte am 95-I vor Chrombrille?
Angeblich war Saab ganz kurz davor die Phoenix Prototypen auf die Strasse zu bringen. Wieso kann man nicht jetzt schon Phoenix Komponenten im 93-II anwenden und im 93-III vollends auf den Markt bringen?
Eigentlich müsste doch ein Käufer in der Lage sein eine Ausschlusserklärung abzugeben, mit dem Lizenz“risiko“ kalkuliert leben können und im Herbst den 93-II wieder anbieten können. Ein weitere Evolution des 93-II könnte risikoärmer, günstiger und zielführender sein als ein Rechtsstreit mit GM und BAIC (es sei denn hier ist die Situation wirklich klar).
Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir in den nächsten Tagen/ Wochen noch mehr Einzelheiten der Spyker/ SWAN und vor der Übernahme Phase erfahren werden. Irgendwie gab es von Anfang an zu viele Limitierungen. Das Ziel war wohl ganz klar Phoenix, nur die Durststrecke wurde unterschätzt. Dies kann ein Käufer aber jetzt umsetzen.
Das sehe ich genauso, sonst würde VM nicht so lange und so verbissen um Saab kämpfen. Und mit dem Kapital von Youngman im Rücken hätte das auch wohl funktioniert.
Drücke die Daumen. Im Moment ist Säbelrasseln und Bündnisse schmieden angesagt. Wer weiß, wer da für wen bietet und/oder Rückendeckung gibt.