GM beschäftigt uns weiterhin bei Saab. Zwar hat GM Saab Anfang 2010 an Spyker verkauft, doch gab es weiterhin eine Vielzahl von Verbindungen. Zuletzt hat GM noch ein kräftiges Wörtchen zum Nachteil von Saab mitgeredet, als es um die Frage der Nutzung der GM-Lizenzen ging. Zwar gibt es noch keine definitive Entscheidung von GM – es steht ja auch noch kein Käufer für Saab fest – aber letzten Freitag gab es deutliche Worte von GM-Sprecher James Cain. Klar ist jetzt, dass GM die Rechte für den 9-4X und den 9-5II nicht mehr neu erteilen wird, egal wer Saab kauft.
Dies ist tragisch. Zum einen handelt es sich bei beiden Fahrzeugen um die besten Saabs, die es jemals gab. Zum anderen wurde beide Fahrzeuge zu einem gewichtigen Teil (9-4X) bis fast ganz alleine (9-5II) von Saab und auf Kosten von Saab entwickelt. Nur durch den Knebelvertrag Anfang des Jahres 2010 konnte sich GM die Rechte an diesen Fahrzeugen sichern.
Jetzt stellen sich natürlich einige die Frage. Nach nicht bestätigten Berichten zufolge soll GM bereits Abstimmungsfahrten des 9-4X auf deutschen Autobahnen vornehmen. Das nährt natürlich Spekulationen, dass der 9-4X und der 9-5II von GM weiterproduziert werden könnten und dann als Opel auf den Markt kommen könnten.
So wie ich GM einschätze, wäre dies den Erbenzählern aus Detroit durchaus zuzutrauen. Natürlich würden sich die Fahrzeuge unter der Marke Opel nicht gut verkaufen lassen. Aber Opel ist ein Problemfall und wird entwicklungstechnisch und finanziell von GM gegängelt. Gerade die Entwicklungsabteilung von Opel/GM Europe in Rüsselsheim ist selbst nicht sonderlich stark und war in der Vergangenheit von Saab-Wissen und Saab-Ingenieuren abhängig. Dies ist jetzt alles weggefallen. GM und Opel treten nach ein paar besseren Modellen wieder auf der Stelle. Warum also nicht das, was von Saab noch GM gehört, auf die Schnelle verwerten?
Die Frage ist, ob dies überhaupt möglich ist. Die Rechte an beiden Fahrzeugen liegen bei GM. Aber es gibt natürlich immer noch bindende Verträge mit der Saab Automobile AB. Bisher konnte GM nicht einfach selbst diese Fahrzeuge produzieren. Dies könnte schon einer Weiterverwertung der Modelle 9-4X und9-5II entgegenstehen – kommt jedoch auf den Inhalt der Lizenzverträge an. Möglich wäre die Verwendung durch GM letztendlich erst, wenn Saab nicht von den Insolvenzverwaltern als ganzes verkauft würde, sondern zerschlagen und liquidiert wird. Rechtlich ist also eine Verwertung von GM kurzfristig schwierig, aber nicht ganz unmöglich.
Neben den Lizenzrechten muss man sich aber auch die Frage der tatsächlichen Herstellung anschauen. Der 9-4X läuft in einer GM-Fabrik in Mexiko vom Band. GM ist also für die gesamte Produktion zuständig, Saab ist lediglich Auftraggeber und Abnehmer. Eine Umstellung der Produktion auf einen Opel-Kühlergrill wäre also für GM sehr leicht möglich. Allerdings ist die Frage, ob das sinnvoll ist. Der 9-4X war für den amerikanischen Markt gedacht. Daher wurden auch keine Diesel-Motoren implementiert. Für Saab war dies ein großes Manko, aber man musste sich Detroit beugen.
Opel hat damit aber noch größere Probleme als Saab. Für Amerika gibt es schon das Schwestermodell Cadillac SRX. Opel ist auf dem amerikanischen Markt nicht vertreten. Die Verkaufszahlen eines Opel 9-4X würden sich also in sehr homöophatischen Dosen bewegen und sich deutlich unter denen eines Saab 9-4X bewegen, da es ja den Hauptmarkt Amerika für einen Opel nicht gäbe. Ob sich das lohnt? Möglich wäre es, wenn Saab schon die Europabstimmung an GM bezahlt hätte und GM nur noch den Kühlergrill ändern müsste. Dann würden sich auch die sehr geringen Opel-Stückzahlen lohnen.
Beim 9-5II sieht es etwas anders aus. Die Produktionsanlagen stehen vollständig in Trollhättan und sind Eigentum von Saab. Zwar werden einige Karosserieteile wohl in Rüsselsheim hergestellt. Aber die Endprodukion findet in Trollhättan statt. Die Anlagen können auch nicht einfach von GM nach Rüsselsheim transferiert werden. Sie gehören Saab und GM müsste – wie alle anderen Interessenten – ein Angebot bei den Saab-Insolvenzverwaltern dafür abgeben.
Natürlich wäre für GM möglich, die Bänder in Rüsselsheim für den 9-5II umzurüsten. Kapazitäten sind dort sicher vorhanden. Dies wäre aber mit hohen Kosten für neue Werkzeuge verbunden. Da der 9-5II Sportkombi auch noch nicht ganz fertig ist, müsste GM entweder den Sportkombi weglassen oder nochmals Gelder für die Endproduktion bereitstellen. Insofern würden auf GM beim 9-5 hohe Kosten zukommen, um ihn als Opel weiterzuproduzieren. Natürlich wünscht sich Opel ein Top-Modell, wie es der alte Opel Omega früher war. Aber eigentlich liegen 9-5II und Insignia zu nahe beieinander, um sie unter einer Marke zu vertreiben. Besonders, wenn sie wie Opel nicht den besten Ruf hat. Der Aufpreis und der Sinn eines Opel 9-5II dürfte den Opel-Käufern nur schwer erklärbar sein. Die Marktchancen eines Opel 9-5 wären sehr gering, so dass der finanzielle Aufwand, den GM betreiben müsste, sehr fraglich wäre.
Aus meiner Sicht ist also eine Weiterverwertung des 9-5 und des 9-4X recht unwahrscheinlich, wobei es man da Abstriche beim 9-4X machen muss. Allerdings kennt keiner außer den direkt Beteiligten den Inhalt der Verträge. Hier könnte es durchaus noch eine Überraschung geben. Daher: Never say never!
Hi, wirklich eine klasse und einleuchtende Analyse. Lese den Block erst seit kurzem muß aber sagen immer sehr sachlich informativ !
Weiter so :-9
Ich glaube nicht wirklich an dieses Szenario, denn diese Möglichkeit hätte es auch vor zwei Jahren gegeben. Trotzdem ein paar Anmerkungen:
– die ersten 9-5II wurden in Rüsselsheim produziert. eine Ursache für den langen Zeitraum zwischen Vorstellung und Produktion des 9-5 war die Verlegung der Produktion nach Schweden durch Spyker. also könnte man sie auch wieder zurück schippern.
– der Buick Regal (=Opel Insignia) und der Buick Lacrosse (=Saab 9-5) liegen auch nicht zu nahe beisammen
– wenn das einzige Kriterium für den Erfolg eines Opel 9-4x der Diesel-Motor wäre, so könnte man diesen auch jetzt noch zu moderaten Kosten implementieren
Außerdem denk ich, es war umgekehrt: ein Gut Teil der Saab-Entwicklungen fand in Rüsselsheim statt …
Es ist an der Zeit, dass endlich Schluß ist mit dem amerikanischen GesiMdel.
Also so unwahrscheinlich finde ich das Szenario garnicht. Immerhin stehen da zwei fertige Autos die sicherlich nicht zu den schlechtesten zählen und viel Geld gekostet haben. Also warum nicht nutzen.
Für den Saab 9-4X finde ich das noch einleuchtender. Immerhin ist die Fabrik in Mexiko auf ein gewisses Volumen neben der Cadillac Variante ausgelegt.
Das der 9-4X als Opel nicht auf die nötigen Stückzahlen käme bezweifel ich. Zwar ist das für Europa sicherlich richtig, aber alle neueren Opels sind auch als Buick in den USA und China erhältlich und als Buick 9-4X bräuchte man auch keinen Diesel. Und Buick hat genau dort eine Lücke. Der neue Encore (Opel Mokko) ist viel kleiner und der Enclave viel größer. Und irgendwo habe ich neulich auch gelesen das Buick sich einen BMW X3 gegner wünscht.
Zu Opel würde das Auto aber auch gut passen. Der Antara ist als Tiguan Gegner zu groß als Touareg Gegner zu klein. Der nächste Antara steht auf der Astra Plattform und ist deutlich kleiner. Ergo würde ein Opel 9-4X genau passen.
Was den 9-5 II angeht gestaltete sich das ganze schon schwieriger. Ein entsprechendes Model bei Buick gibt es ja schon, den Lacross. Wollte man Opel mit einem Fahrzeug oberhalb des Insignia ausstatten, dann hätte man ja den LaCross schon fertig entwickelt. Dieser wurde anfangs sogar in Rüsselsheim gebaut.
Aber GM hat noch einige andere Baustellen wo das Auto vielleicht hinpassen würden. Der Chevrolet Impala ist ablösungsreif und in Australien diskutiert man gerade über die Nachfolge des Holden Commodore und den gibt es als Limousine und Kombi.
Also GM wird was einfallen, und ich bin mir sicher das wir, sollte es Saab nicht mehr geben, mindestens den 9-4X bei einer anderen GM Marke wiederfinden.