Eigentlich endete die Geschichte von Austin-Healey im Jahr 1972, als das 20-jährige Kooperationsabkommen zwischen British-Leyland (vormals BMC) und der Familie Healey auslief. Doch in den Jahren 2001 bis 2005 gab es mehrere Überlegungen und Konzeptfahrzeuge, um die berühmte Marke Austin-Healey wiederzubeleben. Dabei spielte BMW eine wesentliche, aber auch eine für BMW ziemlich peinliche Rolle.
Donald Healey (1898 bis 1988 – Bild links) war schon lange in der Automobilbranche tätig. Bis 1939 war er Managing Director bei Triumph. Nach dem Krieg begann er damit eigene Fahrzeuge in Kleinserie unter seinem eigenem Namen in Warwick zu bauen. Dies geschah teilweise in Kooperation mit großen Herstellern wie zum Beispiel der amerikanischen Nash-Gruppe (später American Motors). Meist handelte es sich um sehr teure Sportwagen- oder Sportlimousinenmodelle. Anfang der 50er Jahre suchte Leonard Lord, Vorsitzender der neugegründeten British Motor Coperation, nach einem aktuellen und modernen Sportwagenmodell.
Nachdem Lord 1952 auf der British Motor Show in Earls Court den neueh Healey 100 gesehen hatte und dieser sogar den Motor des Austin A90 Atlantic (2,6 Liter Vierzylinder, 90 PS) eingebaut hatte, wählte er den neuen Healey 100 1952 aus. Zwischen BMC und Healey wurde ein Vertrag geschlossen, dass der 100 unter dem Markennamen Austin-Healey von Austin gebaut und verkauft werden würde. Die Familie Healey erhielt dafür Lizenzzahlungen je gebautem Fahrzeug von BMC. Zusätzlich erledigte Healey noch Entwicklungsabrbeiten für BMC. 1958 kam noch der Austin-Healey Sprite, der auch als MG Midget gebaut wurde, hinzu. 1968 lief der letzte große Austin-Healey („big Healey“) vom Band. Ende 1971 gab es Austin-Healey nicht mehr. Der Lizenzvertrag wurde nicht verlängert; die letzten Sprites wurden 1972/73 als Austin verkauft, um die Lizenzgebühren an die Familie Healey zu sparen.
Danach passierte bis zu Jahr 2001 nichts mehr. Der Austin-Healey 100 (ab 1959 „3000“) wurden zum gesuchten und teuren Klassiker, der Markenname lebte im Herzen der Fans weiter. Insbesondere in den USA waren und sind die britischen Roadster-Marken immer noch allgemein bekannt. Hier kam BMW ins Spiel. BMW hatte 1994 die Rover Group gekauft und dadurch konnten alte Modelle wieder neu aufgelegt werden (z.B. Mini oder Range Rover). Auch Austin Healey spuckte im Kopf der Verantwortlichen herum. Bis jedoch etwas passieren konnte kam es zur schmutzigen Trennung von Rover (siehe Wie BMW Rover vernichtete – Teil 1 und Teil 2) im Jahr 2000. BMW behielt die sportlichen Marken wie Mini, Triumph oder Riley, während die eher uninteressanten Marken wie Morris oder Wolseley bei der neuen MG Rover Group verblieben.
2001 wollte BMW zur IAA etwas besonderes präsentieren. Man hatte in München im Verlauf des Jahres am „Projekt Warwick“ gearbeitet, einer Konzeptstudie eines neuen Austin-Healey. Das Konzept wurde auf Basis eines BMW Z8 verwirklicht und von einem 3,2 Liter R6 Motor mit 343 PS aus dem BMW M3 angetrieben. Die Idee war, einen Rivalen zum neuen Porsche Boxster S anzubieten. Als „Vorabpremiere“ gab es kurz vor der IAA auch einen Bericht und ein Foto in der englischen Autozeitschrift Auto Express.
Dies rief die Verantwortlichen von MG Rover auf den Plan. BMW hat sich bei den Markenrechten im Jahr 2000 sehr kleinlich gezeigt. Aber offensichtlich hatte man in München übersehen, dass man weder an Austin, noch an Healey und schon gar nicht an Austin-Healey die Markenrechte besaß. MG Rover machte BMW klar, dass man nicht bereit war, die Markenrechte an Austin BMW zu überlassen und wies darauf hin, dass die Rechte am Namen Healey bei der Healey Familie liegen. In einem gemeinsamen Radiointerview mit MGR-, BMW-Vertretern und der Enkelin von Donald Healey musste der BMW-Vertreter zerknirscht einräumen, dass man keine Markenrechte besitze. Cecilia Healey zeigte sich überrascht, dass BMW noch nicht mal wegen der Benutzung der Rechte bei der Familie Healey nachgefragt hatte. So verliefen die IAA-Pläne von BMW im Sande und die an sich schöne Studie verschwand leider in einem BMW-Depot und ist bisher nie wieder aufgetaucht.
2004 gab es noch Pläne von MG Rover, auf Basis des MG TF-Nachfolgers mit einem optimierten V6-Rover-Motor einen neuen Austin-Healey als Topmodell zu präsentieren (Projekt Tempest). Diesmal gab es kein Problem mit den Markenrechten, die Familie Healey war einverstanden. Die Insolvenz von MG Rover beendete jedoch das Projekt. Auch diese Studie verschwand in irgendeinem Depot. Ob es jemals einen dritten Versuch geben wird?