Saab 9-7X – der amerikanische Bruder

Der Saab 9-7X sollte für Saab endlich den Einstieg in das boomende SUV-Geschäft in Nordamerika bringen. Nach der Jahrtausendwende waren immer mehr nordamerikanische Käufer auf große und simple einheimische SUV umgestiegen und ließen die althergebrachten Limousinen, Kombis und Vans links liegen. Nachdem viele europäische Hersteller ins SUV-Segment eingestiegen waren und sogar der schwedische Konkurrent Volvo den SUV XC90 entwickelte, wollte Saab auch auf den SUV-Zug aufspringen. Allerdings konnte Saab kein eigenes Modell entwickeln, sondern sollte auf ein GM-SUV-Modell zurückgreifen.

Zunächst beabsichtigte Saab, auf Basis eines Subaru-Modells einen Saab 9-6X herauszubringen. Grundlage sollte der neue Subaru B9 Tribeca werden, der eher ein Crossover-Modell zwischen SUV und Van ist.

 

Geplanter Saab 9-6X (Foto © http://www.teknikensvärld.se)

GM war zu diesem Zeitpunkt über eine Minderheitsbeteiligung zu 20% Anteilseigner von Subaru. Auch hatte Saab bereits 2004 auf Basis des Subaru Impreza in Nordamerika den Saab 9-2X als Einstiegsmodell herausgebracht. Der 9-2X war jedoch ein Mißerfolg, insbesondere auch deshalb, weil Saab nur in geringem Maße an diesem Modell etwas verändern durfte. Der 9-2X war kaum mehr als ein Impreza mit einer Saab-Schnauze. Selbst der Innenraum blieb unverändert. Trotz seiner guten Qualität wurde der 9-2X von den Saab-Käufern daher nicht angenommen.

Foto © Saab Automobile AB

Wohl aufgrund dieser Erfahrung wurde das Projekt 9-6X von GM beendet. Vielleicht plante GM auch schon, seine Subaru-Anteil zu verkaufen, was ja tatsächlich im Oktober 2005 erfolgte. Dieser Verkauf bedeutete das Ende des 9-2X und auch die Entwicklung des 9-6X wäre dann beendet gewesen. Angeblich benutzte Subaru das Saab-Design des 9-6X dann für das Facelift des B9 Tribeca.

Vorher hatte aber schon die Arbeit am Saab 9-7X begonnen. Der Saab 9-7X baute auf der GMT360-Plattform auf. Auf dieser Plattform waren bei GM schon verschiedene Modelle wie der Chevrolet Trailblazer, der Oldsmobile Bravada oder der GMC Envoy erschienen. GM hatte aber aus den Problemen mit den 9-2X gelernt und ließ die Saab Ingenieure zumindest einige Veränderungen an den bereits entwickelten GM-Modellen vornehmen.

Saab 9-7X Concept (Foto © Saab Automobile AB)

Der neue Saab 9-7X  wurde auf der New York International Autoshow 2004  vorgestellt. Der 9-7X wies für Saab typische Features wie zum Beispiel den hinter dem Schalthebel in der Mittelkonsole platzierten Zündschlüssel oder das zum Fahrer geneigte Armarturenbrett auf. Im Vergleich zu den GM-Schwestermodellen waren Exterieur und Interieur verbessert worden. Allerdings entsprach die Materialqualität trotzdem nicht dem europäischen Standard. Zusätzlich konnten die Saab-Ingenieure noch das Fahrwerk anpassen. Das eher träge GM-Fahrwerk wurde sportlich und auf Fahrspaß ausgelegt. Der Anlauf der Serienproduktion im GM-Werk in Moraine (Ohio) fand am  24. Januar 2005 statt; die ersten Einheiten standen im ersten Quartal 2005 in den Verkaufsräumen in Nordamerika.

 

© Saab Automobile AB

Angetrieben wurde der Saab 9-7X von einem 5,3 Liter V8-Motor mit 300 PS und einem 4 Liter Reihen-Sechszylinder mit 275 PS. So gerüstet sprintete der Achtzylinder-Saab in 7,8 Sekunden von Null auf 100 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 191 km/h. Der Sechszylinder benötigte für den Null-bis-100-km/h-Sprint 8,9 Sekunden. Höchstgeschwindigkeit war ebenfalls 191 km/h.

2008 wurde noch eine Aero-Version nachgeschoben, die von einem 6.0 Liter V8-Motor mit 390 PS befeuert wurde. Diese beschleunigte von 0 auf 100 km/h in unter 6 Sekunden.

Der 9-7X war 4,91 Meter lang und hatte einen Radstand von 2,87 Meter. Die Kraft der drei Aggregate wurde permanent über eine Viergang-Automatik an alle vier Räder weitergeleitet, die serienmäßig mit 18 Zoll Leichtmetallfelgen und Reifen der Dimension 255/55 R bestückt sind. Der Kofferraum bot 1.161 bis 2.268 Liter Stauraum.

Der Verbrauch war dabei US-typisch. Berichten zufolge soll der V8 bei ca. 130-140 km/h ca 11,5 l verbrauchen. Im Stadtverkehr sieht das natürlich anders aus. Hier genehmigt sich der 9-7X zwischen 16 und 18 Liter auf 100 km.

 

© Saab Automobile AB

Insgesamt verkaufte sich der Saab 9-7X in den USA recht passabel. Im Schnitt erzielte der 9-7X Verkaufszahlen von ca. 500 Stück monatlich. Teilweise wurden sogar mehr 9-7X als 9-5 verkauft.

Ähnlich wie die Dinosaurier starb der 9-7X an den Spätfolgen des Meteoriteneinschlags der US-amerikanischen Finanzkrise 2008. GM kam aus den Verlusten nicht mehr heraus und griff zu immer drastischeren Mitteln. 2009 kam es zu massiven Werksschliessungen Davon wurde auch das US-Werk in Moraine betroffen. Damit war das Ende des 9-7X besiegelt. Saab war sowieso schon von GM abgehakt worden. Man wartete nur noch auf die richtige Gelegenheit, um Saab zu beerdigen. Diese sollte jedoch Dank einiger Enthusiasten und einer treuen Saab-Fangemeinde nicht für GM kommen. Das ist aber eine andere Geschichte…

Die letzten 9-7X wurden bis Mitte des Jahres 2010 an den Mann gebracht.

© Saab Automobile AB

Nachfolge-Modell wird indirekt der Saab 9-4X. Der 9-4X basiert zwar auch auf einer GM-Plattform. Im Gegensatz zum 9-7X wurde er aber maßgeblich von Saab-Ingenieuren mitentwickelt. Mehr zum 9-4X hier.

Der Saab 9-7X war zum Zeitpunkt seines Erscheinens sicher ein Schritt in die richtige Richtung für Saab. Der SUV-Markt in Nordamerika boomte. Saab musste an diesem Boom teilhaben. Um jedoch eine langwierige Neuentwicklung zu vermeiden und schnell ein entsprechendes Fahrzeug auf den Markt bringen zu können, musste man auf ein Konzernfahrzeug zurückgreifen. GM hatte aus seinen Fehlern beim 9-2X gelernt und den Saab-Ingenieuren erlaubt, den Trailblazer zumindest an einigen Stellen auf Saab zu trimmen. Heraus kam ein anständiges Fahrzeug, sicherlich das beste der GMT360-Plattform-SUVs. Aber seine amerikanische Herkunft konnte er nicht verleugnen. Er war zu seiner Zeit sicher ein wichtiges Modell, um neue Käuferschichten in die Verkaufsräume zu locken. Mehr als ein Zwischenmodell war er jedoch nicht. Dafür waren die Veränderungen, die die Saab-Ingenieure vornehmen durften, zu gering.

In Europa wurde der Saab 9-7X nie angeboten. Trotzdem importierten einige Händler auf eigene Faust ein paar wenige Modelle. Ich selbst konnte mal bei meinem örtlichen Saab-Händler eine ausführliche Sitzprobe vornehmen. Man sitzt recht angenehm, die Sitze entsprechen den Saab-Standards. Allerdings passt der Innenraum von den Materialien her nicht ganz zum Saab-Standard und für meinen Geschmack ist er auch etwas zu amerikanisch. Gleichzeitig gibt es noch einige sichtbare Verarbeitungsschwachstellen. Den Berichten der Besitzer zufolge soll der 9-7X aber sehr zuverlässig sein.

Die Frage, ob der 9-7X ein „echter Saab“ ist, wird immer kontrovers diskutiert werden. Aber optisch passt er doch ganz gut ins Bild, oder?

 

© Saab Automobile AB
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3 Antworten zu Saab 9-7X – der amerikanische Bruder

  1. bergsaab schreibt:

    zuverlässig ist er, … zu damaligen der zeit der einzig saab der eine zeitgemäße ausstattung angeboten hat und ansatzweise ein premiumanspruch verwirklichte! ich glaube ohne dem 9-7x würde ich heute vielleicht nicht mehr saab fahren.schöne zusammenfassung!

  2. Volker Aretz schreibt:

    Hallo,
    suche dringend Felgen für unseren 9-7 in folgender Größe
    Fahrzeug Bild Reifen Design Durchmesser Breite Lochanzahl Lochkreise et Mittenlochdurchmesser Hump

    18 8 6 127 35 78,10

    Für eine Info an
    Volker_Aretz@arcor.de wäre ich dankbar.

    • Halvar Bertilsson schreibt:

      Hallo Herr Aretz. Haben Sie damals passende Felgen auf dem Markt gefunden? Ich suche ebenfalls, bin aber bis jetzt nicht fündig geworden. Für eine kurze Info wäre ich sehr dankbar. Beste Grüße Halvar Bertilsson

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