Der schwedische Radiosender P4 Väst hat heute als erste Quelle den von NEVS für Saab gezahlten Kaufpreis genannt. P4 Väst hat mit Finanzspezialisten den Bericht der Saab-Insolvenzverwalter für das Insolvenzgericht in Vänersborg untersucht und kommt auf einen Kaufpreis von knapp 1,7 Mrd. schwedischen Kronen, umgerechnet ca. knapp 200 Mio. Euro.
Dieser Kaufpreis setzt sich zusammen aus 1,295 Mrd. SKr (ca. 150 Mio. Euro) für die Saab Automobile AB inklusive den vorhandenen Saab-Töchtern und 381 Mio. SKr (ca. 45 Mio. Euro) für den an Hemfosa verkauften Anteil an Saab Properties. Nicht im Kaufpreis enthalten ist natürlich die Saab Parts AB, die NEVS nicht kaufen wollte. Darüber hinaus hat NEVS auch noch 50 Mio. SKr (ca. 6 Mio. Euro) an die Insolvenzverwalter für die Kosten des Erhalts der technischen Anlagen in der Saab-Fabrik gezahlt.
Interessant ist hier der Vergleich zum von den Insolvenzverwaltern abgelehnten Youngman-Gebot. Youngman hatte zunächst einen Betrag von ca. 225 Mio. Euro für Saab inklusive Saab Parts angeboten. Nach der Ablehnung dieses Gebots Anfang Februar 2012 hatte Youngman nachgezogen und das Gebot erhöht. Dieses Gebot wurde ebenfalls abgelehnt. Die Höhe des zweiten Youngman-Gebots war allerdings nicht bekannt geworden. In der Presse wurden Summen zwischen 250 und 550 Mio. Euro genannt.
Wenn man davon ausgeht, dass die schwedische Regierung als Pfandgläubiger von Saab Parts zumindest die gezahlte EIB-Darlehensbürgschaft in Höhe von ca. 220 Mio. Euro wieder erlösen wollte, dann hätte Youngman nach diesen Pressezahlen für Saab ohne Saab Parts irgendwas zwischen 30 und 330 Mio. Euro geboten.
Bei der oben genannten NEVS-Summe muss man dagegen die ca. 45 Mio. Euro für den Hemfosa-Anteil an Saab Properties abziehen, da dieser nicht im Gebot an die Insolvenzverwalter enthalten ist. NEVS hat also tatsächlich für die Saab Automobile AB (ohne Saab Parts) ca. 150 Mio. Euro geboten und den Zuschlag erhalten. Wenn man sich die beiden bereinigten Summen (Youngman 30 bis 320 Mio. Euro – NEVS 150 Mio. Euro) anschaut ist es gar nicht mehr so sicher, dass Youngman damals eine höhere Summe als NEVS für Saab geboten hat.
Mit Rückschlüssen sollte man also diesbezüglich vorsichtig sein. Weder kennen wir das genaue Gebot von Youngman, noch kennen wir die weiteren Rahmenbedingungen und Vereinbarungen der Insolvenzverwalter mit NEVS. Auch dürfen wir nicht vergessen, dass NEVS ebenfalls im Frühjahr 2012 das erste Gebot erhöht hat, da dieses Gebot niedriger als das anderer Bieter war. Insofern erscheint es nach diesen Informationen sogar ein wenig wahrscheinlicher, dass das NEVS-Gebot zumindest gleich hoch wie das Youngman-Gebot war. Zusätzlich wissen wir nicht, ob Youngman tatsächlich damals so liquide war, um bei Zuschlag den gebotenen Kaufpreis zu bezahlen.
Aber wie häufig ist das alles sehr spekulativ, ohne die Zahlen schwarz auf weiß zu sehen. Daher beende ich hier auch gleich wieder meinen Ausflug in die Spekulation! Der Verkauf ist vollzogen und für Saab spielt der „Bieterkrimi“ keine Rolle mehr.