Rachel Pang von Youngman hat ein interessantes Interview für die schwedische Zeitung Svenska Dagbladet gegeben. Rachel Pang (Bild unten links), die 29-jährige Tochter des Youngman-Chefs und Vorsitzende der Youngman-Pkw-Sparte hat sich in einem sehr persönlichen Interview zu Saab, der Arbeit der letzten Monate aber auch zu ihrer Zusammenarbeit mit ihrem Vater geäußert.
Insgesamt gibt es keine großen Neuigkeiten, Youngman will weiterhin unbedingt Saab kaufen. Aber sie erklärt einige Abläufe der letzten Monate, die in der Vergangenheit vielleicht einige Fragezeichen aufgeworfen haben, aus der Sicht Youngmans.
Victor Muller und das Saab-Management habe laut Pang die chinesischen Abläufe, insbesondere die Abläufe bei der NDRC nicht verstanden. Auch sei es ein Fehler gewesen, dass das Saab-Management sich zunächst im Mai 2011 für den Hersteller Hawtai als Kooperationspartner entschieden habe. Erst später habe sich Martin Larsson von Saab gemeldet, um eine Kooperation gemeinsam mit Pang Da zu vereinbaren. Es habe aber auch Probleme mit dem „dritten Partner“ (also Pang Da) gegeben.
Die von Youngman versprochenen, aber nicht geleisteten Gelder für Saab, seien an der Klausel der NDRC gescheitert, dass Überweisungen ins Ausland ab einer bestimmten Höhe der Genehmigung der NDRC bedürfen. Youngman hätte für weitere Überweisungen die Genehmigung der NDRC benötigt, was Zeit gebraucht hätte. Und Saab sei in einem sehr schlechten Zustand gewesen. Insgesamt habe man daher Saab nicht so schnell helfen können, wie es notwendig gewesen sei, um Saab vor der Insolvenz zu bewahren.
Nach meiner Meinung ein sehr interessantes Interview. Es geht weniger um die aktuellen Fragen, sondern um die vergangenen Abläufe. Insgesamt kommt Rachel Pang sehr positiv herüber. Allerdings halte ich es zu einfach, Victor Muller und das Saab-Management alleine für alles verantwortlich zu machen. Rachel Pang erwähnt nicht Youngmans gefährliche Abwege mit dem ehemaligen Saab-Administrator Guy Lofalk. Auch ist es aus meiner Sicht immer noch seltsam, Saab kurzfristig Gelder zu versprechen, wenn Youngman genau weiß, dass die NDRC die Überweisung dieser Gelder aufgrund ihrer Höhe erst langwierig genehmigen muss. Das Saab-Management mag die Abläufe bei der NDRC nicht gekannt haben, aber Youngman und Rachel Pang kannten diese doch nach eigenen Behauptungen ganz genau.
Nun gut, man kann sich in der jetzigen Lage nicht den neuen Eigentümer aussuchen. Youngman würde ich zumindest zutrauen, dass man Saab wieder zu neuen Leben erwecken kann, auch wenn es an der Zuverlässigkeit Youngmans in der Vergangenheit ein paar Zweifel gibt. Das Interview endet übrigens mit einer sehr realistischen Einschätzung Rachel Pangs. Auf die Frage, ob sie denke, dass man Saab wiederbeleben könne, antwortet sie mit einem entschlossenen „Ja“. Aber sie sei sich bewußt, dass dies in den ersten Jahren einer Menge an Arbeit benötige.