Eine Nachwirkung hatte die gestrige Pressekonferenz der Insolvenzverwalter noch. Und das ist für mich eine sehr ärgerliche und unnötige. Denn eine unglückliche Formulierung von Insolvenzverwalter Bergqvist ist jetzt sinnentfremdet über die Nachrichtenticker der schwedischen und der internationalen Presse gelaufen und sorgt für ohne Grund für weitere negative Schlagzahlen.Insolvenzverwalter Hans L. Bergqvist hatte der Presse gestern Nachmittag unter anderem mitgeteilt, Saab sei wie ein Patient, der schon lange tot sei, aber weiterhin Blut verliere. Was hat natürlich die Presse, allen voran die Saab-feindliche DI, daraus gemacht? „Saab-Administrator: Der Patient ist tot!“
Gemeint war von Bergqvist, dass Saab schon lange nicht mehr produziert, aber weiterhin laufende Kosten verursache und auch während des Insolvenzverfahrens Kosten naturgemäß entstehen. Bergqvist berichtete natürlich weiter in der Pressekonferenz, zum Beispiel dass die Einnahmen von Saab Parts alleine nicht für die Fortsetzung der Insolvenz ausreichen. Daher müsse das Museum verkauft werden. Differenzierung ist nicht die Sache der Presse, aber so einen roten Teppich wollte sich die Presse, allen voran die DI, nicht entgehen lassen.
Abzusehen war daher, welche Schlagzeile aus so eine unbedarften Aussage Bergqvists entstehen würde. Jedem musste klar sein, dass man einen solchen Satz nicht gegenüber der Presse sagen darf. Auch wenn der Sinn der Aussage ohne Absicht oder Mitwirkung der Insolvenzverwalter von der Presse entstellt wurde, kann ein verantwortungsbewußter Verwalter nicht so auftreten.
Auch die Interessenten wie Youngman oder Brightwell werden von solchen zusätzlichen und unnötigen negativen Schlagzeilen nicht erfreut sein. Macht es doch den von ihnen beabsichtigten Wiederaufbau der Marke Saab nochmal ein kleinwenig schwieriger. Auch sie werden sich bei Bergqvist für seine Dummheit bedanken.
Mein Eindruck bestärkt sich, dass die Insolvenzverwalter offensichtlich mit ihrer Aufgabe überfordert sind. Saab ist eine andere Hausnummer als irgendein Mittelständler in der schwedischen Provinz. Irgendwie scheint dies der roten Faden bei Saab zu sein. Erst die ahnungslose und desinteressierte Wirtschaftsministerin Olofsson, dann der Dilettant Lofalk und jetzt diese Herrschaften! Wenn man jetzt noch das Desinteresse der Schweden am Saab-Museum als Kulturgut und das Verhalten der schwedischen Regierung in den letzten zwei Jahren hinzunimmt, dann kann ich persönlich sagen, dass das Ansehen Schwedens in meinen Augen sehr stark gelitten hat. Schweden wird ja immer sehr verklärt in Deutschland gesehen und auf ein Podest gehoben. Hinter den Kulissen bröckelt es aber gewaltig. Da lernt man das Heimatland wieder mehr zu schätzen!
das ganze erinnert mich an die abwicklung der ddr-wirtschaft-unter den folgen leidet nicht nur der osten sondern ganz deutschland. aber es muß wohl jeder seine fehler selber machen. ärgerlich!