Weiterhin gibt es keine echten Neuigkeiten aus Trolhättan. Zum einen finde ich das nicht schlecht, da die Insolvenzverwalter und die Interessenten nicht mit der Presse und ihrer Selbstdarstellung beschäftigt sind, sondern in Ruhe verhandeln. Zum anderen ist die Funkstille trotzdem irgendwie beunruhigend, da man natürlich gespannt auf positive Nachrichten aus Trollhättan wartet und die Zeit immer knapper für Saab wird.
Auch ohne Neuigkeiten gibt es einen interessanten Artikel in der schwedischen Auto, Motor & Sport hier. Darin werden einige Ursachen für die Saab-Krise im Jahr 2011 beleuchtet.
Als Hauptschuldige sieht der Autor Alrik Söderlind GM und die schwedische Regierung. Die Verweigerung der Lizenzen für einen chinesischen Saab-Käufer sei „kindisch“, da Saab GM niemals schaden könne. GM sei es nie darum gegangen, Saab überleben zu lassen. 2009 wollte man Saab schließen und aufgrund der befürchteten negativen Presse habe man Saab doch verkauft. Allerdings an ein Konsortium (Spyker), von dem GM ausgehen konnte, dass es finanziell nicht in der Lage ist, Saab am Leben zu erhalten. GM suchte also einen Sündenbock für die Schließung von Saab und wollte die Kosten für die Schließung sparen. Die schwedische Regierung habe wissentlich oder unwissentlich dieses Spiel von GM mitgespielt. Eine Unterstützung seitens der Regierung habe es nie gegeben. Zwar sei die Verweigerung des Einstiegs von Wladimir Antonow im Nachhinein richtig gewesen, aber warum hat die schwedische Regierung nie Beweise für die behauptete Unzuverlässigkeit von Antonow auf den Tisch gelegt und warum hat man nicht sofort „Nein“ gesagt? Söderlind spekuliert, dass auch die schwedische Regierung und insbesondere die ehemalige Wirtschaftsministerin Maud Olofsson den Prozess in diel Länge ziehen wollte bis Saab die Luft ausgeht. Aus Sicht Söderlinds hatte Saab keine Chance in Anbetracht dieses Verhaltens von GM und der schwedischen Regierung und angesichts einer Weltwirtschaftskrise. Er bewundert die Saab-Mitarbeiter für ihren Kampfgeist trotz aller Widrigkeiten und hofft auf eine Zukunft für Saab.
Ein schöner Artikel, der sich wohltuend vom langweiligen, undifferenzierten und tatsachenverdrehenden Victor-Muller-Bashing der Presse abhebt. Ich habe gerade einen Artikel über den Verlauf und die Ursachen der Saab-Krise in Arbeit. Demnächst gibt es im Blog also mehr zu diesem Thema.
Zwischenzeitlich haben sich mehrere Interessenten an GM gewandt. Die nicht näher genannten Firmen wollen Saab im ganzen übernehmen und die Produktion aller Modelle fortsetzen. Dazu wird natürlich die Zustimmung von GM benötigt. Ich gehe davon aus, dass eine der Firmen die türkische Investmentgruppe Brightwell ist. Diese hatte bereits in den letzten Tagen Kontakte zu GM bestätigt.
Mein Vertrauen in GM ist allerdings gleich Null. Man ist gegenüber Saab vertragsbrüchig geworden, warum sollte GM plötzlich so nett sein und einem anderen potenten Investor grünes Licht geben? Bisher hat GM rechtswidrig alle Lösungen verhindert. Könnte es diesmal anders werden? Die Interessenten geben sich positiv. Ich hoffe, dass sie Anlass dazu haben. Als Kunde habe ich aber meine Konsequenzen aus dem Vertragsbruch von GM gezogen. Man weiß ja nie, ob GM nicht auch gegenüber den Kunden vertragsbrüchig wird und sie wie Saab über den Tisch zieht. Daher: Nie wieder ein Fahrzeug von GM! Es gilt das schöne Sprichwort: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.