Entgegen des gestrigen Dementis durch Saab-Sprecher Eric Geers will jetzt Saab-Chef Victor Muller möglicherweise doch Saab-Administrator Guy Lofalk ablösen lassen. Dies berichten schwedische Zeitungen aufgrund von „Insider-Quellen“.
Gleichzeitig wird berichtet, dass zur Zeit intensive Verhandlungen mit Youngman stattfinden, um den vereinbarten „Vorschuss“ von ca. 70 Mio. Euro zu erhalten.
Dazu war gestern Rachel Pang, CEO von Youngman, zu Gesprächen in Stockholm. Da die staatliche Lohngarantie Ende des Monats ausläuft, benötigt Saab weitere Gelder, um die Rekonstruktion fortzuführen. Sollten die Gespräche mit Youngman nicht erfolgreich verlaufen, dann wird Administrator Guy Lofalk möglicherweise diese Woche noch die Rekonstruktion von Saab vorzeitig abbrechen.
Gleichzeitig gibt es wieder Meldungen über die Ablösung von Lofalk. Es handelt sich dabei aber nicht um eine gesicherte Story, sondern wieder im Gerüchte von sog. „Insidern“. Diesmal stammen die Quellen wohl aus dem Umfeld von Saab und sie berichten der Presse folgendes:
Muller sei unzufrieden mit den Maßnahmen, die Lofalk (Bild links) und die schwedische Regierung treffen wollen. Dies betrifft vor allem die von der Regierung geplante Ablösung des EIB-Darlehens gegen Erhalt von SWAN-Aktien. Diese SWAN-Aktien will die Regierung dann an die chinesischen Investoren weiterverkaufen. Auch fühle Muller sich von der Regierung hintergangen, da man Saab monatelang mit der von der Regierung geförderten Hoffung auf den Einsteig Antonows zu im Nachhinein unsinnigen Ausgaben genötigt habe. Lofalk habe enge Kontakte zur schwedischen Regierung und wohne sogar neben dem Finanzstaatssekretär Hans Linsblad. Diese habe das Vertrauen in Lofalk schwinden lassen.
Laut dem Amtsgericht in Vänersborg ist es möglich, während der Rekonstruktion einen anderen Administrator zu bestellen. Dies sei aber sehr ungewöhnlich.
Aus meiner Sicht wieder eine „Insider-Gerüchte-Geschichte“. Offiziell scheint bisher nur das Dementi von Saab-Pressesprecher Eric Geers zu sein. Was allerdings hinter der Bühne abläuft, sei es Geely, die EIB oder das Verhältnis von Muller zu Lofalk, ist bisher völlig unklar.
Die Ablösung des Darlehens ist zwar grundsätzlich positiv für Saab. Allerdings würde dann Saab nur einen Bruchteil der chinesischen Investitionen erhalten, da ja die Regierung zunächst ihr Geld für die Ablösung des EIB-Kredits bekommt. Saab hat dann natürlich weniger Schulden. Unklar ist aber, wieviel Mittel des EIB-Kredits noch nicht von Saab ausgegeben wurden. Nur diese Restmittel würden Saab nach der Umschuldung durch die Regierung zur Verfügung stehen. Die chinesischen Partner wollen zunächst 245 Mio. Euro investieren. Was passiert aber, wenn der EIB-Kredit abgelöst wird und Saab dann trotz Einstiegs der Chinesen viel geringere flüssige Mittel hat? Dann könnte der Produktionsstart aus finanziellen Gründen wieder sehr problematisch werden. Erste Priorität muss aber aus meiner Sicht der Start der Produktion sein. Nur so können überhaupt Mittel erwirtschaftet werden. Erst danach kann man über eine Ablösung des EIB-Kredits sprechen.
Aber bis es überhaupt soweit ist, muss die chinesische Behörde NDRC erst einmal am 14. Oktober dem Einstieg von Youngman und Pang Da zustimmen. Gleichzeitig müssen die Gespräche mit Youngmanüber die Zahlung der zugesagten 70 Mio. Euro erfolgreich verlaufen. Da sind die Gerüchte der vergangenen Tage natürlich wenig hilfreich. Wir befinden uns diese Woche in einer entscheidenden Phase für Saab mit einem hoffentlich gutem Ausgang!